Ein guter Freud als Berater
IM PORTRÄT / PHILIPPE HAENEN
07/01/15 Dem Ankauf eines großen Zelts fürs „Winterfest“ galten eine Baustein-, pardon, Zeltplanenaktion sowie der Abschluss-Benefizabend mit Karl Merkatz am letzten Abend des Festivals. Mit ihm Team ist künftig der Zirkus-Spezialist Philippe Haenen, der Direktor der Brüsseler "Hochschule für Zirkuskünste".
„In den letzten zwanzig Jahren hat sich neben dem Begriff ‚Zirkus‘ der Begriff ‚Zirkuskünste‘ durchgesetzt“, erklärt Philiippe Haenen. „Nach einem langen Kampf wird der ‚Neue Zirkus‘ heute als Kunstform anerkannt.“ Zu klassischen Anforderungen an Artisten wie Akrobatik, Gleichgewicht, Seiltanzen und dergleichen kommen nun auch Theater, Tanz, Musik in unterschiedlichsten Spielarten. Das alles kann man in Brüssel in jenem Institut lernen, das der gebürtige Belgier Philippe Haenen gegründet hat: der „Ecole Supérieure des Arts du cirque“. Diese Einrichtung zählt zu den angesehensten und effektivsten Zirkusschulen der Welt.
Kein Wunder, dass Georg und Evelyn Daxner immer schon viel mit Philippe Haenen zu tun hatten, mit ihm befreundet waren. Haenen ist künftig zwar nicht im neuen kollektiven Führungsteam rund um Evelyn Daxner, Susanne Tiefenbacher, Caroline Stolpe und Christian Sattlecker, aber er wird als enger künstlerischer Berater des Festivals fungieren. Dass das Winterfest auch nach dem tragischen Bergtod von Georg Daxner weitergeführt wird, steht ja beim vereinsmäßig organisierten Veranstalter eben so wenig in Frage wie bei der Kulturpolitik von Stadt und Land.
Philipe Haenen und das Ehepaar Daxner sind nicht selten dieselben Routen gereist. „Er traf die beiden während vieler Reisen, die ihn von Belgien bis in alle Ecken der Welkt führten, um mit der internationalen Circusszene in Berührung zu kommen.“ Man war, gemeinsam und für je eigene Projekte, auf der Suche nach innovativen Ensembles des Nouveau Cirque. Haenen arbeitet ja derzeit auch als Produzent in diesem Bereich.
Das circensische Schausteller-Geschäft hat er sozusagen von der Pike auf, aber auf höchstem Niveau eingeübt. Nicht umsonst war Philippe Haenen zehn Jahre lang Direktor für Kommunikation des berühmten Cirque du Soleil in Montréal. Er war auch Casting Director für Franco Dragone, der sich als wichtigster Intendant des Cirque du Soleil einen Namen machte. Haenen ist unterdessen von Canada wieder in seine belgische Heimat zurück übersiedelt und auch Franco Dragone lebt unterdessen dort, von wo aus die beiden unter anderem Shows in Las Vegas, Macao (China) und Paris ausrichten.
Mit Philippe Haenen wird das Winterfest jedenfalls bestens beraten sein, was internationale Kontakte angeht. In einem Pressegespräch im Dezember in Salzburg hat Haenen natürlich noch keine Konzepte vorgelegt. Er ließ aber anklingen, dass der Weg des Winterfests dahin gehen könnte, das Programm auf mehr Gruppen zu erweitern. Grundsätzlich soll die Dimension des Winterfests erhalten bleiben, also eine Publikumszahl von rund 30.000. Wirtschaftlich sei das Festival mit einem Gesamtbudget von 1,3 Mio. Euro und etwa 80 Prozent Eigenwirtschaftlichkeit gesund, so Geschäftsführerin Susanne Tiefenbacher.
Das künftig eigene Zelt wird da sicherlich von Vorteil sein. Bisher wurde das große Zelt, so die Ensembles nicht mit eigener Plane über dem Kopf anreisten, immer zugemietet. Zuletzt im Dezember 2013 für die Erfolgsproduktion Sequence 8 der Gruppe „The 7 Fingers“. Ein eigenes Zelt bedeute für das Circus-Festival „eine beständige Heimat und bietet internationalen Compagnien eine passende Manege“, so Evelyn Daxner und Susanne Tiefenbacher.
Einen Beitrag für den Zeltankauf leisteten am Dienstag (6.1.) Karl Merkatz, der eine leidenschaftliche Liebe zum Circus hegt, und das „Brass Bros“. Karl Merkatz las aus Henry Millers Erzählung „Das Lächeln am Fuße der Leiter“. Es ist die Geschichte vom Clown, der mehr will, als die Menschen nur zum Lachen zu bringen, der einfach „Ich“ sein will und der schließlich in der Identität eines anderen sich selbst findet. Für das musikalische Programm des Abends sorgte ein junges Bläsertrio: Paul Widauer (Saxophon), Lorenz Widauer und Raphael Pouget (Trompete). (dpk-krie)