Das Maskottchen ist ein Wahl-Salzburger
IM PORTRÄT / DER SPAREFROH
30/10/14 Der rituelle Gang zum Bankschalter in den Tagen um den 31. Oktober – gar nicht so wenige tun’s nach wie vor, auch wenn die Sparbuch-Zinsen unterdessen sich eher im Promille-Bereich bewegen und mit dem Alkohol-Unbedenklichkeitswert gleichgezogen haben.
Von Reinhard Kriechbaum
Weltspartag und der Sparefroh wurde Symbole für die Wirtschaftswunder-Generation. Vor neunzig Jahren wurde der Weltspartag eingeführt. Vertreter von 29 Staaten haben seine Einführung auf dem 1. Internationalen Sparkassenkongress 1924 beschlossen, als man eben der Inflation Herr geworden zu sein glaubte. Im selben Jahr wurde in Österreich der Schilling als Währung eingeführt. Am 31. Oktober 1925 wurde der Weltspartag erstmals begangen. Die Banken brauchten Bargeld, der Ruf nach Spareinlagen war nur zu verständlich. Selbst in der Zeit des Nationalsozialismus war der Weltspartag ein Thema.
Seine große Zeit kam freilich mit dem Wirtschaftswunder nach dem Krieg. Die Symbolfigur des Sparens war bald nicht mehr das legendäre Sparschwein, sondern der als Markenzeichen geradezu unschlagbare „Sparefroh“. Seine Geschichte in Österreich hat eng mit der Salzburger Sparkasse zu tun.
Die damaligen Leiter der Salzburger Sparkasse, Fritz Rücker und Franz Ruedl, waren in der Nachkriegszeit aufmerksam geworden auf die Figur (eine deutsche Erfindung. Der Salzburger Graphiker Leopold Juriga hat dem Sparefroh die uns allen vertraute Gestalt gegeben: eine Schillingmünze als Körper, spindeldürre grüne Draht-Gliedmaßen, ein lustiges Kasperlgesicht mit kecker schwarzer Haarlocke und dem hohen dreieckigen roten Hütchen. Die Figur machte was her, als Plakatmotiv und als Spielzeug im anbrechenden Plastik-Zeitalter.
Bereits 1956 empfahl der österreichische Sparkassenverband allen derartigen Einrichtungen, mit dem Sparefroh zu werben. Aus dieser Zeit stammt das allererste, noch schwarzweiße Sparefroh-Werbeplakat. In den siebziger Jahren war die „Sparefroh-Zeitung“ mit einer Auflage von 400.000 Stück die größte Jugendzeitschrift in Österreich. Sie war offizielles Lehrmittel. Die Geldwirtschaft blühte, das Kreditwesen rief nach immer höheren Spareinlagen. In Wien gibt es sogar eine Sparefrohgasse, und in den siebziger Jahren soll bei den Jugendlichen der Sparefroh bekannter gewesen sein als der Bundespräsident.
Kein Wunder: Das Design des Sparefroh wurde nur behutsam verändert, wenn auch mehrere Graphiker im Lauf der Zeit Sparefrohs Outfit den jeweiligen Verwendungen angepasst haben (was nicht nur mit der Einführung des Euro, sondern auch mit den jeweiligen Besitzern der Trademarks und den aktuellen Werbelinien zu tun hatte). Aber letztlich ist er bis heute ganz er selbst geblieben.