Fünf Blicke auf die gleiche Frau
IM PORTRÄT / SOMMERSZENE / SILKE GRABINGER
06/07/11 Angesichts der kleinen Location - die Sommerszene nimmt ausnahmsweise im Toihaus Quartier - ist es nicht verwunderlich, dass es bestenfalls noch Restkarten gibt für die Tanz-Performance "Versuchsperson Silke Grabinger" heute, Mittwoch (6.7.), und an den darauffolgenden beiden Abenden.
Silke Grabinger ist eine buntscheckige Bühnen-Persönlichkeit. Sie kommt eigentlich aus der Breakdance-Szene, war Darstellerin des Cirque du Soleil in Las Vegas. Mit verschiedenen Choreographen des zeitgenössischen Tanzes hat sie am Theater gearbeitet - und genau diese Option ist auch Thema des Sommerszene-Abends: Silke Grabinger als Tanzkünstlerin ist die Herausforderung für fünf in Österreich lebende Choreographinnen und Choreographen. Sie biete "sich - ihren Körper, ihre Stimme, ihre tänzerischen und darstellerischen Fähigkeiten - für gegensätzliche Ideen" an.
Seit 2009 sind in unterschiedlichen Arbeitsphasen fünf Performance-Miniaturen entstanden, die nach mehreren work-in-progress showings nun bei der Sommerszene als Gesamtkunstwerk ihre Uraufführung sozusagen in Zusammenschau erleben: "ein Format, das konzeptuelle Choreographie, verdrehte Popwelt, poetische Betrachtung und kabarettistische Perspektive verbindet", heißt es in der Sommerszene-Ankündigung. Angeblich kannte keiner der Choreographen die Ideen der Kolleginnen und Kollegen, "die Verbindung des Stücks ist die Darstellerin".
Was man will mit diesem Ansatz: ausbüchsen aus vorgefertigten Muster in der Performance- und Tanzszene, unausgesprochene Tabus brechen.
Für diese Produktion arbeitet die Szene mit einer Reihe internationaler Veranstalter und Produzenten zusammen, und auch die EU trägt das Ihre an Unterstützung bei.
Wer nun sind jene, die sich auf Silke Grabinger so individuell eingelassen haben? Die französische Choreographin Anne Juren lebt in Wien. Zwischen Wien und Moskau pendelt der russische Performer, Choreograph und Konzeptkünstler Oleg Soulimenko. Philippe Riera (ein gebürtiger Franzose) ist Mitglied des auif der Sommerszene wohlbekannten Künstlerkollektivs "Superamas", sein Interesse gilt Phänomenen der Massen- und Popkultur, der kulturellen Identität, geschichtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen und ihrer Repräsentation auf der Theater- und Filmbühne.
Ganz anders der Ansatz, den Hubert Lepka sucht. Seine Spezialität sind theatrale Großprojekte im Schnittpunkt zwischen Kunst und Technik. Gewiss nichts mit Tanz hat Dirk Stermann zu tun - und dass der deutsche Kabarettist, Moderator und Autor mit von der Partie ist, macht den Abend umso offener. Er reicht eben von "konzeptueller Bildsprache bis zu kabarettistischem Slapstick".
(Sommerszene/dpk-krie)