Aus dem Gletscher und der Glut
IM PORTRÄT / RENATE OURTH
10/03/11 Was macht eigentlich Renate Ourth, die langjährige Leiterin des Schauspielhauses Salzburg, das damals noch Elisabethbühne geheißen hat? In der Reihe „Lebenskünstler“ rückt das Odeïon Kulturforum in unregelmäßigen Abständen die Arbeit von Salzburger Künstlerinnen und Künstlern in den Mittelpunkt.
Im März also Renate Ourth. Am Samstag (12.3.) ist das von ihr inszenierte Stück „Gletscher“ zu sehen. Die große Hitze vom Sommer 2003 ließ die Gletscher schneller schmelzen, und manches Opfer, das sich der Gletscher vor vielen Jahren geholt hatte, wurde freigegeben. So geschah es, dass eine Frau ihren 44 Jahre lang im Eis begrabenen jungen Verlobten wieder sehen durfte: Das Stück „Gletscher“ von Margareth Obexer erzählt von Destina, der Frau, deren Schicksal seit dem Todestag ihres Verlobten wie eingefroren wirkt, und von ihrer Tochter Florinda – dem jungen Mädchen, das nicht blühen will, solange ihre Mutter ihre Trauerarbeit nicht beendet hat. „Gletscher“ ist eine Produktion des Tiroler Dramatikerfestivals.
Eine zweite Regiearbeit von Renate Ourth war in Salzburg schon zu sehen: Peter Maxwell Davies‘ 1981 entstandenes Mono-Drama „The Medium“ ist eine selten gespielte Oper des zeitgenössischen britischen Komponisten. Eine weibliche Figur, die sich für den Betrachter und Zuhörer eigenartig benimmt: Ist sie psychisch krank, eine multiple Persönlichkeit? Oder Opfer einer körperlichen und seelischen Verletzung?
Aus der DrehPunktKultur-Kritik im Dezember 2009: "Gertraud Steinkogler-Wurzinger war die Sing-Schauspielerin in diesem pandämonischen Seelen-Puzzle einer ‚Auserwählten im Opfergewand‘, als die sich die Frau einmal bezeichnet. In einem Nichts an Dekoration (ein paar aneinander gerückte Podiumssockel, weißes, rotes, blaues Licht) hat sie uns teilhaben lassen am dem Frauenschicksal. Diese Künstlerin versteht sich aufs exakte Deklamieren, auf das es so wesentlich ankommt. Und sie hat die Emotionen im Griff, gerät in ihrem weißen Krankenanstalts-Kittel nie auch nur entfernt in ein ‚Ahnfrau‘-Klischee. Nicht die Spur von Lucia di Lammermoor."