Die fünfte Saite
IM PORTRÄT / MATTHIAS MICHAEL BECKMANN
Die siebente Saite: Das war im Frühbarock unter Gambisten ein Ideologiestreit. Fürs Cello pocht der Salzburger Musiker und Konzertorganisator Matthias Michael Beckmann auf eine fünfte Saite.IM PORTRÄT / MATTHIAS MICHAEL BECKMANN
Die siebente Saite: Das war im Frühbarock unter Gambisten ein Ideologiestreit. Fürs Cello pocht der Salzburger Musiker und Konzertorganisator Matthias Michael Beckmann auf eine fünfte Saite.
22/01/10 Eine fünfte Saite am Cello ist ungewöhnlich genug: "Ein Baum muss Wurzeln haben", sagt Matthias Michael Beckmann. "Er muss geerdet sein und in die lichten Höhen streben." So werde der Klang des Instruments einzigartig farbenreich und natürlich. Die fünfte Saite - auf den Ton "e" gestimmt - macht für ihn das Cello erst vollkommen. Roger Hargrave & Bertrand Bellin haben 2007 für Beckmann das Instrument gebaut. Die zusätzliche Saite ergänzt den Tonumfang in der Höhe. Fünf Oktaven sind damit möglich.
Beckmann fühlt sich als Pionier: Er ist vermutlich der erste Cellist, der von Bach bis Gulda die gesamte Celloliteratur auf einem fünfsaitigen Cello spielt. Besonderes Anliegen ist ihm das Musizieren "im pulsierendem Fluss" - Musik, die aus ihrer Ursprünglichkeit heraus begeistert. Für esoterische Dinge ist Beckmann, wie man von vielen Konzerten in Salzburg weiß, durchaus empfänglich.
Matthias Michael Beckmann, mit zehn Jahren jüngster Student am Meistersinger-Konservatorium Nürnberg, errang das Meisterklassendiplom in München mit Auszeichnung. Wichtige musikalische Impulse erhielt er in Ausbildungsklassen und auf Kursen von André Navarra, William Pleeth, von Künstlern wie Jacqueline du Pré, Irena Grafenauer und Hannelore Leiffolts.
Als begeisterter Kammermusiker gründete der Cellist 1996 das Mozart Quartett Salzburg. Zu seinen Kammermusikpartnern zählen Künstler wie Irena Grafenauer, Michael Martin Kofler, Pepe Romero, Radovan Vlatkovic, Milan Turkovic und Sergio Azzolini. Nach zehnjähriger künstlerischer Tätigkeit in namhaften Orchestern widmet Beckmann sich seit fünf Jahren dem Solospiel, der Kammermusik und dem Aufbau einer ganzheitlichen Celloklasse für fünfsaitiges Violoncello.
Heute, Freitag (22.1.) beginnt mit einem Abend unter dem Motto "Virtuoses Violoncello" eine neue Konzertreihe im Dorothea-Porsche-Saal des Kulturforum Odeion, einem Raum mit feiner Akustik. Ein wundersames Ambiente für Klänge, die laut Schumann "nicht allein in den Fingern, sondern auch im Kopf und Herzen" entstehen müssen. "Licht senden in die Tiefen des menschlichen Herzens": Das bezeichnete Robert Schumann einst als "des Künstlers Beruf". Heuer jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag von Schumann und von Frédéric Chopin. Je eines der vier Programme im Odeion (am 30. April und am 27. November) wird also diesen beiden Meistern der Romantik gewidmet sein. Am 15. Oktober kommt Bach zu seinem Recht - und zwar mit meditativem Einschlag. (dpk/gfk)