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Der erste Kubin für sechshundert Schilling

TODESFALL / WOLFGANG GRANINGER

22/10/24 Im Lauf seines Lebens hat Walter Graninger – Sammler, Sponsor, Förderer junger Kunst und Autor – Museen und Sammlungen über zweitausend Kunstwerke geschenkt. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist dieser Kunstfreund im August zurückgezogen im Alter von neunzig Jahren verstorben.

Der Salzburger Galerist Ferdinand Altnöder hat viel mit Walter Graninger zusammengearbeitet. Er hat die folgende Würdigung geschrieben.

Graninger, am 4. Jänner 1934 in Schärding geboren, wird am Salzburger Mozarteum zum Klavierlehrer ausgebildet, unterrichtet in Leoben, Linz und Passau bis er schließlich nach 24 Jahren als Krankenpfleger 1985 in Salzburg in Pension geht. Seine Leidenschaft gilt der Kunst. Vieles wird in kleinen Raten erworben oder ertauscht (weniges verkauft). Sein erstes Taschengeld trägt er als Sechzehnjähriger zu Alfred Kubin, bei dem er seine erste Zeichnung erwirbt. Der Kaufpreis ist mit 600 Schilling 1946 „viel Geld“, wie Graninger rückblickend meint.

Die Kubin-Sammlung wächst auf über hundert Blätter. Für Ernst Len, heute Eva Berlin, war er Anlass zu dessen Übersiedlung nach Salzburg 1980, wo viele Len-Blätter mit Graninger-Bildnissen im analytischen prozess h. in s. ("Homosexualität in Salzburg“) entstehen.

Graninger sammelt unter anderem Alfred Kubin, Margret Bilger, Hans Breustedt, Wilhelm Schnabl, Gottfried Salzmann, Walter Pichler, Ernst Len, Josef Kern, Fatima, Johannes Steidl, Janz Franz, in den letzten Jahren vor allem Bernhard Vogel, für den er Ausstellungen im In- und Ausland eröffnet und den er bei seinen Malerseminaren begleitet. Walter Pichler antwortet dem hartnäckigen Briefeschreiber mit seiner Zeichnung Der Briefefresser.

Als Wolfgang Graninger seine Kubin-Zeichnungen an den Investor Peter Kölbel überträgt, wird er von ihm mit einer Anstellung belohnt: Graninger darf drei Jahre seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen und für die Sammlung Kölbel junge Kunst einkaufen. Die Erwerbungen werden in Kölbels Wiener Galerie Midas ausgestellt, die Graninger betreut. Die Kubin-Sammlung wird 2019 im Auktionshaus Kinsky versteigert.

Graninger hat gerne Ausstellungen eröffnet und viele Texte für Kataloge verfasst. Um Geld für Kunst zu sparen wird die Wohnung im Winter kaum geheizt und die elegante Kleidung second hand erworben. Immer ist Graninger gerne auf Flohmärkten und in Läden auf Entdeckungsreisen unterwegs.

Versehen mit seinem Sammlerstempel wird vieles an Museen und Sammlungen verschenkt: ans Museum der Moderne Salzburg, das Salzburg Museum, das Belvedere Wien, das Wien Museum, das Nordico Stadtmuseum Linz, das Dom Museum Wien, das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und das Universalmuseum Joanneum in Graz. Die Albertina in Wien wird mit knapp zweihundert Zeichnungen und Druckgraphiken von Gottfried Salzmann bedacht. Zu den Beschenkten gehören auch zehn deutsche Museen.

Der Sammler steht gerne Modell. Porträtiert wird Graninger unter anderem von Margret Bilger, Ernst Len, Josef Kern, Rupert Gredler. Den Graninger-Bildnissen von Josef Kern wird im Rupertinum 1999 eine eigene Ausstellung mit Katalog gewidmet, eine weitere den Porträts von Rupert Gredler.

Für seine Großzügigkeit wurde Wolfgang Graninger mehrfach ausgezeichnet und auch mit dem Titel „Professor” geehrt. Seinen Lebensabend verbrachte er in einem Altersheim in Salzburg/Aigen. (Ferdinand Altnöder)

Bilder: Eines der Graninger-Bildnisse von Josef Kern (1); Ernst Len, aus dem „analytischen prozess h. in s.“ (1)

 

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