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Musik an der Wand des Mönchsbergmuseums

TODESFALL / LAWRENCE WEINER

03/12/21 Wand-Installationen, insbesondere das Spiel mit Schrift und Worten, war seit den 1970er Jahren sein bevorzugtes Medium. Auch an der Fassade des Museums der Moderne in Salzburg prangt eine Arbeit von Lawrence Weiner, der gestern Mittwoch (2.12.) im Alter von 79 Jahren gestorben ist.

Von Reinhard Kriechbaum

Wie es so ist mit Fassadenkunst: Sie ist vergänglich, kann aber auch wiederkommen. So ist es Lawrence Weiners Wort- und Zeichenskulptur in Salzburg gegangen. Fünf Linien, die man als Notenzeilen deuten könnte, ein paar graphische Kürzel, der Schriftzug Inside off & outside off istself. Weiner hat das Werk aus lackiertem Aluminium anlässlich des Mozart-Jahres 2006 geschaffen, und es zierte die Fassade des Museums der Moderne bis 2008. Dann wurde es zwar abgenommen, aber im Depot nicht vergessen. 2017 hat man die Skulptur wieder angebracht.

Dieses Kunstwerk ist quasi ein Gedankenflug zur Musik an einem Gebäude, dessen der Stadt zugewandte Front auch schon Musik thematisiert, wenn auch sehr versteckt. Die Architekten Friedrich Hoff Zwink haben mit rhythmisch angeordneten Steinplatten an der Fassade des Museumsgebäudes ihrerseits schon auf die Struktur der Arien in Mozarts Oper Don Giovanni Bezug genommen. Solche Zahlensymbolik findet sich schon in gotischen Kathedralen. Es liegt in der Natur der Sache, dass man sie nicht erfasst. Lawrence Weiners Installation hat demgegenüber den Vorteil, unübersehbar zu sein.

Auch ein weiteres prominentes Werk des Amerikaners Lawrence Weiner ist verschwunden und wieder aufgetaucht, wenn auch an anderem Ort. Sein 1991 von den Wiener Festwochen in Auftrag gegebens Werk für den Flakturm im Esterhazypark Smashed to pieces (in the still oft he night) war immerhin bis 2019, also beinah drei Jahrzehnte lang ein Eyecatcher am Gebäude, in dem das „Haus des Meeres“ untergebracht ist. Im Zuge einer Gebäuderenovierung hat man es – auf Geheiß Weiners, der Verschandelung befürchtete – abgenommen. Aber seit dem Vorjahr kann man es doch wieder sehen, wenn auch in anderer Form und Technik: Es wird Nacht für Nacht auf den Schwanzer-Trakt der Angewandten projiziert.

Solche Metamorphose lag durchaus in der Intention von Lawrence Weiner, der als einer der wichtigsten Vordenker der Konzeptkunst gilt. Art is really and truly a very social activity ist nicht nur Titel eines Werks von ihm, sondern beschreibt eine Art Leitmotiv, das er 1968 in seiner Declaration of Intent beschrieben hat. Dort steht sinngemäß, dass ein Künstler ein Werk zwar erschaffen kann – aber nicht muss. Es könne, müsse aber nicht ausgeführt werden. Und, etwas verschwurbelt, weiter: „Jede Möglichkeit ist gleichwertig und entspricht der Absicht des Künstlers, die Entscheidung über die Ausführung liegt beim Empfänger zum Zeitpunkt des Empfangs.“ Frei gedeutet: Kunst liegt nicht nur im Auge des Betrachters, sondern – auch – in dessen gutem Willen und Verständnis.

Weiners ebenfalls 1968 erschienenes erstes Buch Statements, ein nur 64seitiges Taschenbuch, in dem er mehrere Projekte beschrieb, gilt als eines der bedeutendsten Werke dieser Zeit zur Konzeptkunst. Sein Markenzeichen wurden Text-Skulpturen, die der in new York und Amsterdam lebende Künstler auf der ganzen Welt schuf. Immer nahm er Bezug auf die jeweiligen Gebäude, Anlässe, auf städtebauliche und historische Zusammenhänge.

Bilder: Galerie Ropac (1); Museum der Moderne (1); wikimedia / Thomas Ledl (1)

 

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