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Guglhupfbäckerin und Königruferin

TODESFALL / LORE KRAINER

03/07/20 Wos den Sonntåg erst zu einem Sonntåg macht... Gut die Hälfte der Zeit war Lore Krainer die Chefin in der kabarettistischen Bäckerei, wo 31 Jahre lang der Guglhupf aus würzigen und anrüchigen Ingredienzien aus der tagesaktuellen österreichischen Politik zusammengerührt und „brennheiß serviert“ wurde.

Von Reinhard Kriechbaum

Und, sie wissen schon: „Mit einer kleinen Brise Saaalz...“ Lore Krainer ist heute Freitag (3.7.) im Alter von 89 Jahren gestorben. Aufs Kochen und Würzen verstand sich Lore Krainer tatsächlich, ob aufs Guglhupf-Backen auch, entzieht sich unserer Kenntnis. Jedenfalls war die Kabarettistin ab 1968 auch eine Zeit lang als Wirtin und Köchin tätig, im Grazer „Girardi-Keller“ (im Geburtshaus von Alexander Girardi). Dort setzte sie sich nicht selten ans Klavier und gab eigene Chansons zum Besten – und so wurde schließlich Gerhard Bronner auf sie aufmerksam, der sie nach Wien holte, zuerst (1972) in sein Kabarett Fledermaus.

Lore Krainer wurde zu einer der wichtigsten Vertreterinnen jener typisch Wiener Stilrichtung des politischen Musik-Kabaretts, eine der wenigen Frauen in diesem Metier. Über 1.300 Chansons hat sie gedichtet und komponiert. Dass sie dabei war, als Gerhard Bronner und Peter Wehle 1978 die legendäre Ö1-Kabarettsendung Der Guglhupf gründeten, war geradezu logisch, war sie da doch schon eine etablierte Größe in der damaligen Kabarettlandschaft. Nachdem Wehle gestorben und Bronner sich mit einigen Steuerschulden in die USA abgesetzt hatte, wurde die Rosine zur Guglhupf-Chefbäckerin. Ab 1988 leitete sie die Sendung, zu ihrem Team gehörten Herbert Prikopa, Christian Futterknecht, Andreas Steppan und Walter Galla (nicht vor dem Mikrofon stand Alfred Heinrich, der den Großteil der Texte schrieb). Mehr als die Hälfte der insgesamt 1.130 Guglhupf-Sendungen hat Lore Krainer verantwortet. Die Doppelkonferencen von ihr und Herbert Prikopa nehmen einen Ehrenplatz ein in der Wiener und österreichischen Kabarett-Geschichte. In ihrem Buch Im Guglhupf – 16 Jahre Zeit im Ton kann man viel über diese Zeit(geschichte) lesen.

Ach ja, so nebenbei galt sie als Doyenne des Tarockspiels in unserem Land. Sie war eine turniererprobte Königruferin.

Bild: Buchcover „ Im Guglhupf – 16 Jahre Zeit im Ton“

 

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