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Von der materiellen Präsenz der Welt

LITERATURNOBELPREIS / PETER HANDKE

10/10/19 Gesunder Lokalpatriotismus hat was: „Peter Handke: 1. Kärntner Literaturnobelpreisträger“ titelt das Amt der Kärntner Landesregierung, und im Untertitel: „Landeshauptmann Peter Kaiser gratuliert Griffener.

Sachlich richtig, dass Handke am 6. Dezember 1942 im Kärntner Griffen geboren wurde. Mit seinen ersten Werken erlangte er rasche Bekanntheit. Der vielfach ausgezeichnete Autor lebt seit fast dreißig Jahren in Frankreich in einem Vorort von Paris. Davor hatte er sein Domizil auf dem Salzburger Mönchsberg. Als gerade erst 23-jähriger Jusstudent in Graz hatte Handke bereits erste Texte in der Zeitschrift „manuskripte“ veröffentlicht, als er mit seinem Debüt Die Hornissen 1966 beim renommierten Suhrkamp Verlag reüssieren konnte. Handke und der Suhrkamp Verlag sind einander treu geblieben. Treu geblieben ist Handke aber auch Salzburg und bis heute dem Verlag Jung und Jung. Dort erschienen sind Vor der Baumschattenwand nachts (2016), Die Geschichte des Dragoljub Milanovic, Ein Jahr aus der Nacht gesprochen, Schönheit ist die erste Bürgerpflicht, der Briefwechsel Handke-Kolleritsch, Gestern unterwegs. Zuletzt erschien dort 2017 der von Katharina Pektor herausgegebene Katalog Peter Handke zur Daueraustellung im Stift Griffen.

Handke erhält den Preis „für ein einflussreiches Werk, das mit sprachlicher Genialität die Peripherie und die Spezifizität der menschlichen Erfahrung untersucht“, heißt es in der Begründung der Jury, und weiter: „Die besondere Kunst von Handke ist die außergewöhnliche Aufmerksamkeit zu Landschaften und der materiellen Präsenz der Welt, die Kino und Malerei zu zwei seiner größten Quellen der Inspiration werden ließen.“ Man kürt heuer – nachdem es im Vorjahr nach internen Querelen keine Literaturnobelpreis-Verleihung gab – zwei Nobelpreisträger: Der nachträglich für 2018 zugesprochene Literaturnobelpreis geht an die polnische Autorin Olga Tokarczuk.

Mit Peter Handke hat ein Autor den Nobelpreis gewonnen, „dessen leise und eindringliche Stimme seit Jahrzehnten Welten, Orte und Menschen entwirft, die faszinierender nicht sein könnten“, so Bundespräsident Alexander Van der Bellen. „Er leuchtet die Zwischenräume des Daseins aus und wirft einen behutsamen Blick auf das Fühlen und Denken seiner Figuren. In einem Ton, der schnörkellos und doch einzigartig ist, lässt er uns, die Leserinnen und Leser an seiner Welt und Sprache teilhaben.“

Aber die Kärnten-Feierstimmung ist wohl nicht zu toppen: „Die Erfolgsmeldung passt gerade am heutigen Landesfeiertag und ist das zweite historische Ereignis am 10. Oktober für ganz Kärnten“, so die Aussendung des Landes (das erste war die Kärntner Volksabstimmung 1920). Und tolle Werbung auch fürs Klagenfurter Stadttheater, wo Die Stunde da wir nichts voneinander wußten gerade heute Donnerstag Premiere hat. Dieses Theaterstück (1992) ist Handkes zwölfte Bühnenarbeit und nach Das Mündel will Vormund sein (1969) sein zweites, nur aus Bild- und Regieanweisungen bestehendes stummes Stück. Er bezeichnete es deshalb im Untertitel (auch im wörtlichen Sinne) als „Schauspiel“.

Vor 15 Jahren, 2004, hat Elfriede Jelinek als erste Österreicherin den Literaturnobelpreis erhalten. „Großartig! Er wäre auf jeden Fall schon vor mir dran gewesen“, so Jelinek mit Understatement gegenüber der APA. (dpk-krie)

Suhrkamp Verlag / Donata Wenders

 

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