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Der Publikumsliebling ist jetzt Kammersänger

IM PORTRÄT / FRANZ SUPPER

29/05/19 Den dezenten Anzug trägt Franz Supper derzeit im Salzburger Landestheater, als Basilio in Mozarts Le nozze di Figaro. Zu Supper, der wie die Bescheidenheit selbst wirkt, passt das Großkarierte so gar nicht. Aber: Seit gestern, Dienstag (28.5.) führt der Tenor den Berufstitel „Kammersänger“.

Von Reinhard Kriechbaum

„Die Ehrung zum Kammersänger ist in gewisser Hinsicht eine Sensation“, heißt es in einer Aussendung des Salzburger Landestheaters dazu. Warum das? „Tatsächlich wurde dieser Berufstitel in Salzburg zum ersten Mal seit Beginn der elektronischen Aufzeichnungen an einen Künstler des Salzburger Landestheaters verliehen.“ Die verschwurbelte Formulierung ist wohl so zu deuten: So weit das Google-Gedächtnis zurückreicht, sucht man einen Kammersänger im Landestheaterensemble vergeblicht.

Franz Supper studierte am Haydn-Konservatorium Eisenstadt und an der Wiener Universität für Musik und Darstellende Kunst. Nach seinem Debüt an der Wiener Kammeroper wurde er 1982 ans Salzburger Landestheater engagiert. Hier sang er unter anderem die Titelrolle in Hoffmanns Erzählungen, den Max in Jonny spielt auf, den Florestan in Fidelio, die Knusperhexe in Hänsel und Gretel und den Jim Mahoney in Kurt Weills Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny.

In dieser Spielzeit war er im Landestheater als Balduin Graf Zedlau in Wiener Blut und jüngst als Wächter und Kaufmann Block in Philip Glass‘ Kammeroper Der Prozess zu sehen. Im Lauf der Jahre hat der jetzt 62jährige Tenor, zuerst als Operettenbuffo engagiert, einen beeindruckenden Fachwechsel vollzogen.

37 Jahre Mitglied eines Ensembles an einer Kleinstadtbühne: Das ist Treue. Dabei singt Supper gelegentlich durchaus auch in einer anderen Liga. Zum Beispiel hat er immer wieder Rollen bei den Salzburger Festspielen übernommen: Da war er 2001 der Doktor Blind in Hans Neuenfels' legendärer Fledermaus-Inszenierung. Er wirkte in Produktionen des Figaro und des Rosenkavaliers mit. Zuletzt war Franz Supper bei den Festspielen 2016 in Otto Nicolais Il templario zu erleben und behauptete sich da gegen ansehnliche Tenor-Konkurrenz, nämlich Juan Diego Flórez.

Er gastierte am Staatstheater am Gärtnerplatz München, in der Arena di Verona, am Teatro alla Scala di Milano, beim Palm Beach Festival Miami und an der Wiener Volksoper.

Bild: Salzburger Landestheater / Tobias Witzgall (1); Anna-Maria Löffelberger (1)

 

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