Die innere und äußere Schönheit der Menschen
IM PORTRÄT / JOACHIM BERGAUER
10/01/19 Das Dorf M'balling liegt 84 km von Dakar, der Hauptstadt Senegals, entfernt. Hier versuchen gesunde und an Lepra erkrankte Menschen einem grausamen Schicksal zu trotzen. Der Salzburger Fotograf Joachim Bergauer hat hat ihnen ein Buch gewidmet und ist damit in Tokyo zum „Photographer of the year 2018“ gekürt worden.
Leben in einem Lepradorf heißt der im Eigenverlag herausgegebene Bildband, für den Joachim Bergauers gekürt wurde. Seit 2009 dokumentiert der Fotokünstler das Leben, das Dorf, „die innere und äußere Schönheit der Menschen“, wie er es formuliert. Aber auch die Schattenseiten und die Krankheit Lepra kommen darin vor. Die Kranken machen ein Drittel der Bevölkerung aus. Die ersten beiden Male, in denen Joachim Bergauer das Dorf M'balling jeweils ein paar Wochen besucht hat, machte er kaum Fotos, sondern spielte Fußball mit den Jugendlichen. Er wusste, wer in Afrika im Spiel akzeptiert wird, der wird es auch in der Gemeinschaft. Genau das erkennt man in seinen Bildern. Sie entstanden aus einem vertrauensvollen Verhältnis heraus.
„Bei meinen Vorträgen und Workshops erzähle ich den Teilnehmern immer, dass man als Fotograf eine gesellschaftliche Verantwortung trägt“, erklärt Joachim Bergauer. „Die Visualisierung von Geschehnissen ruft Reaktionen hervor. Das wiederum beeinflusst die Lebenssituation der Menschen. Mein Anliegen bei der Serie war es nicht nur, die bekannten Schattenseiten Afrikas zu zeigen, sondern auch die Schönheit und Lebensfreude der Menschen.“ Und Bergauer betont: „Der Bildband ist eine Reise durch ein Land, in dem der Überlebenswille der Menschen trotz verheerenden Lebensbedingungen so groß ist, dass sie immer noch lächeln.“
„Um dem europäischen Wohlstand zu entfliehen“, gehe er mit der Kamera auf Reisen, sagt Bergauer, der nach dem Beginn als Foto-Journalist in den 1990er Jahren mit zwei Assistenten ein Unternehmen als Fotograf in Salzburg gründete und sich auf Image-, Werbe- und Kunstfotografie sowie den Schwerpunkt Bildbearbeitung verlegte. „Ich wurde seither gerne als freier Fotograf von diversen Firmen, Werbeagenturen und Magazinen – New York Times, Spiegel, Profil – weltweit gebucht.“
Der „Bergauer-Stil“ ist in Fachkreisen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Seine Bilder glänzen durch satte Töne und starke Kontraste. Ästhetik und Ausdrucksstärke sind weitere Merkmale, genauso wie die Einzigartigkeit der Motive, die tragende Rollen in seinen Arbeiten spielen und einen absoluten Wiedererkennungwert herstellen. Und das Wesentlichste: „Jedes der Bilder erzählt eine unverwechselbare Geschichte.“
2014 konnte konnte er sich „seinen Traum“ erfüllen und ein neues Studio in Salzburg eröffnen. „Das Studio B in Salzburg ist ein vollständig ausgestattetes, 180 Quadratmeter großes Fotostudio. Seither genießen zahlreiche lokale Fotografen, international bekannte Berühmtheiten und Models sowie Veranstalter den besonderen Flair des hellen, offenen Miet-Studios, welches allen denkbaren Anforderungen gerecht wird und auch günstig zu mieten ist.“
In letzter Zeit häufen sich die Auszeichnungen für Joachim Bergauer: Den Staatspreis für Werbefotografie und den FEP hat er 2015 erhalten, 2016 bekam er den Karl Weiser Preis im Bereich Kunst. 2017 war er Grand Prix PX3-Winner für die Serie „Bettler in Salzburg“, danach bekam er die Gold Medaille für Portrait beim Trierenberg Super Circuit.
Im Tokyo ist Joachim Bergauer nicht nur „Photographer of the year 2018“ geworden. Für seine Fotoserie über die Salzarbeiter im Indischen Gujarat gab's Silber. Die Salzarbeiter arbeiten unter extremsten Bedingungen, um ihr Leben mit dem „weißen Gold“, zu finanzieren. Die tägliche Arbeit ist geprägt von Hitze und körperlicher Anstrengung und Krankheiten. (dpk-krie)