Die geistige Auseinandersetzung gewagt
TODESFALL / GERHARD RUIS
15/05/18 Nach schwerer Krankheit ist am Sonntag in Salzburg Professor Gerhard Ruis 86-jährig gestorben. Ruis war als Theologe und Wissenschaftsjournalist eine herausragende Persönlichkeit im geistigen Leben Salzburgs.
Von Werner Thuswaldner
Sein Name ist seit dem Jahr 1973 eng mit dem Wissenschafts-Ressort des ORF Salzburg verbunden, als diese Abteilung ihre Glanzzeiten erlebte. Damals erfuhren wissenschaftliche – vor allem philosophische Themen – etwa in der noch heute existierenden Reihe „Salzburger Nachtstudio“ breite Wirkung in Österreich und darüber hinaus. Auch zu den von Oskar Schatz initiierten „Salzburger Humanismus Gesprächen“ leistete Gerhard Ruis als Dialogpartner für die großen Philosophen der Zeit wesentliche Beiträge.
Ruis suchte mit unablässiger Wissbegier die geistige Auseinandersetzung, ausgehend von der katholischen Theologie als Basis. Er war ständig bestrebt, seinen Horizont zu erweitern und setzte sich mit Denkschulen verschiedener Richtungen auseinander. Er konnte andere Standpunkte akzeptieren und liebte das kontroverse Gespräch.
In diesem Sinne gründete er den „Fuschler Salon“, einen Treffpunkt namhafter Wissenschaftler mit einem lebhaft interessierten Publikum. Von ähnlichen Intentionen war das „Philosophische Cafe“ geprägt, das in den vergangenen 15 Jahren eine Reihe hochinteressanter Persönlichkeiten nach Salzburg brachte. Darunter waren Julian Nida-Rümelin, Susan Nyman, Philipp Blom (der diesen Sommer die Eröffnungsrede zu den Festspielen hält), Kurt Flasch, Otfried Höffe, Remi Brague, Abdel-Hakim Ourghi , um nur einige der Namen zu nennen. Ihren Vorträgen folgten stets Diskussionen auf hohem Niveau. Dass es auch in den Vorbereitungen der Veranstaltungen ergiebige Streitgespräche unter den Organisatoren gab, gehörte zu Ruis´ Temperament. Nicht zu vergessen ein sehr sympathischer Zug: Selbstironie!
Das Philosophische Cafe, suchte immer wieder die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, dem Literaturhaus, dem Kunstverein, den Festspielen und dem PEN Club.
Das Cafe erfreute sich der Wertschätzung und Unterstützung des Rektors der Universität, Heinrich Schmidinger, es wurde gelegentlich auch von Stadt und Land Salzburg gefördert und von privaten Sponsoren. Vor allem aber von den vielen treuen Besuchern.