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Spieler oder Mitglieder im Fanclub?

GASTKOMMENTAR

Von Herbert Grassl

13/12/10 Ich kann die Kritik gut nachvollziehen, aber es gibt auch noch eine zweite Seite, die man nicht vergessen sollte. Die hat etwas mit Sozialem, mit Gerechtigkeit und mit gegenseitiger Beachtung zu tun.

Wir haben in Salzburg zwei oder mehrere Kategorien von Veranstaltern: die einen sind mit vergleichsweise gewaltigen Mitteln ausgestattet, die anderen sind im Vergleich dazu arme Schlucker. Die einen können die ganze Stadt mit Werbung zupflastern und in den wichtigsten mitteleuropäischen Medien Inserate finanzieren, die anderen versuchen mit großer Mühe, ihre Interessenten zu mobilisieren und erhalten Vorwürfe, wenn das Publikum ausbleibt.

Das ist ein Symptom unserer Zeit: Eine Fußballmannschaft besteht aus Spielern, die - je nach finanziellen Möglichkeiten - aus dem internationalen Angebot zusammengekauft werden, damit sich eine Stadt damit schmücken kann. Warum sollte die Ausbildung von heimischen Nachwuchsspielern da noch groß gefördert werden?

Ich versuche in meinen Konzerten Komponisten die Möglichkeit zu geben, ein Projekt zu realisieren. Da ist es mir wichtiger, Begabungen zu fördern, als mich als Veranstalter mit großen Namen zu schmücken. Ich glaube nicht, dass einmal einer jener Verantwortlichen unserer Institutionen auch nur in einem unserer Konzerte war, oder jemand von uns in einer Begegnung auf der Straße auch nur erkennen würde.

Nun kann man argumentieren, dass von den sechzig Komponisten keiner die notwendigen qualitativen Voraussetzungen hat, um von den Eliteveranstaltern beachtet zu werden. Aber kann man den ausgebildeten Fußballern, die niemals die Chance auf einen Einsatz bekommen, Vorwürfe machen, wenn sie keine Lust haben, im Fanclub der Mannschaft mitzuwirken?

Österreich wird auch noch eine große Kulturnation bleiben, wenn die nächste Generation aus lauter Analphabeten besteht. Man braucht nur das notwendige Geld für die richtigen Einkäufe. Ich habe, als jemand der gerade mit Geld und Ehre überhäuft wird, keinen Anlass, mich über irgend etwas zu beschweren. Ich mache diesen Versuch einer Rechtfertigung deshalb im Namen meiner Kollegen und bitte dafür um Verständnis.

Zum Kommentar Neugier, was ist das?

 

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