Aufgeregtes Leuchtturm-Geblinke
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
30/06/22 Nun liegen also die konkreten Pläne vor, wie die Dependence des Belvedere im Salzburg Museum aussehen soll. Das ist einer der prestigeträchtigen Punkte in der seit einigen Jahren fixierten Neuordnung der Museumslandschaft. Andere sind die Übersiedlung des Sattler-Panoramas in die ehemalige Orangerie im Mirabellgarten, und das seit einer Ewigkeit diskutierte Sound of Music-Museum in Hellbrunn.
Natürlich: Ein Belvedere-Ableger in Salzburg scheint attraktiv. Die Partnerschaft eines Stadt-Land-Museums mit einem Bundesmuseum ist ein originelles und für Österreich neues Joint venture. Es wird oft genug gejammert, dass die Bundesmuseen einzig eine Wien-Angelegenheit sind (sieht man mal vom Schloss Ambras in Innsbruck ab).
Ein anderer Aspekt wird derzeit so gut wie gar nicht angesprochen am Ort: Wie viel Museum verkraftet eine (Innen-)Stadt, die man in ungefähr siebeneinhalb Minuten zu Fuß querüber durchmisst? Es ist ja nicht so, dass die Belvedere-Niederlassung der einzige „Leuchtturm“ ist. Ein weiterer steht hundert Meter weiter. Auch das DomQuartier wurde als Leuchtturmprojekt sondergleichen angepriesen. Ein Schelm, wer es als Schildbürgerstreich bezeichnet, dass man ins DomQuartier zwar die Residenzgalerie, die Prunkräume, das Dommuseum und die Stiftssammlungen von St. Peter einbezogen hat, aber sich keine sinnvolle Verbindung mit dem Salzburg Museum ausgedacht hat. In dem Dschungel unterschiedlicher Trägerschaften gab es da offensichtlich keine tragfähige Schnittmenge.
Es ist der Leitung des Salzburg Museums nicht übelzunehmen, dass man liebend gerne mit dem Belvedere kooperiert. Dass die Salzburger Politik sich auch gerne mit dem Belvedere-Etikett schmückt, ist auch nur zu verständlich. Aber mit zwei vergleichsweise großen Museen in der Innenstadt, zu denen dann auch noch das Museum der Moderne kommt, dreht man schon sehr heftig an der Kultur-Schraube. Will und kann man mit der Museum-Schaufläche jener der Tourismus-Shops in der Innenstadt Konkurrenz machen? Wird es ausreichend Publikum geben, das sich dann tatsächlich auf diese Offerte einlässt? Man darf ja auch nicht vergessen: Attraktion Nummer eins ist ja doch nach wie vor die Festung Hohensalzburg.
Im Moment scheint es so, dass man vor lauter Leuchtturm-Geblinke die tatsächlich prioritären Routen in der Museumspolitik nicht recht ausnehmen kann.