Konsumfrei sitzen auf Lärchenholz
GLOSSE
Von Reinhard Kriechbaum
10/09/20 Ein Schelm, wer glaubt, dass eine Innenstadt vor allem eines sein soll: gemütlich für ihre Bewohner. Salzburger und -bürgerinnen rechnen damit eigentlich gar nicht mehr. Wenn die paar Bänke am Mozartplatz und jene im Furtwänglerpark besetzt sind (und das sind sie oft, im Regelfall von Gästen), dann heißt es für uns Einheimische: Stramm stehen.
Und weil das so ist, ist's schon eine Jubelmeldung aus dem Schloss Mirabell wert, wenn 23 Bänke aufgestellt werden. Denn – wir zitieren die Aussendung – „jede Stadt braucht konsumfreie Orte des Verweilens und des Innehaltens“. Also wurden nun – so wird Stadträtin Martina Berthold zitiert – „noch mehr Sonnen- und Schattenbankerl im Herzen der Stadt“ aufgestellt. Auf dem Residenzplatz nämlich. Dor bot bisher das Erklimmen der Brunnenbrüstung die einzige Chance, die Beine baumeln zu lassen.
„Die neuen Bänke wurden mit Bedacht auf den Denkmalschutz ausgewählt“, so die Baustadträtin. Die Bänke sind aus geschliffenem Beton mit Sitzflächen und Lehnen aus Lärchenholz. „Die Stadt hat dabei auch ihre ökologische Verantwortung wahrgenommen. Wir haben das ursprünglich angebotene Tropenholz nicht akzeptiert, sondern eine Ausführung in Lärchenholz angefordert.“ Wer klug ist, baut vor: Die neuen Sitzgelegenheiten auf dem Residenzplatz sollen sogar während des Christkindlmarktes stehen bleiben – „dies wurde in Abstimmung mit dem Christkindlmarkt auch bereits in der Positionierung der Bänke mitbedacht“, heißt es.
Salzburg wird ja noch so was von urgemütlich. Erst jüngst wurde das Antifaschismus-Mahnmahl vor dem Hauptbahnhof renoviert und im Zuge dessen angekündigt, dass man bald auch dort wird sitzen können. Lange ein No-go. Und jetzt also das, obwohl sitzende Tätig- oder Untätigkeit das Leben verkürzt, wie jüngst durch die Medien ging.