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„Wir sind gekommen, doch wir sind gar nicht da“

STICH-WORT

30/03/15 Das neue Stück der österreichischen Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek „Die Schutzbefohlenen“ über das Thema Flüchtlinge sollte ein „Pflichttermin“ für die Bundesregierung und auch die Landeshauptleute sein. Das sagte Caritas-Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner in einem „Kathpress“-Interview nach der Premiere im Burgtheater.

Zur österreichischen Erstaufführung waren rund 30 Caritas-Mitarbeiter mit Präsident Michael Landau und Schwertner gekommen. Auch einige Flüchtlinge waren da – Leute, die vor gut zwei Jahren in der Votivkirche genächtigt hatten und später im Servitenkloster untergebracht waren.

Die Aufschrift "Refugees welcome" auf den T-Shirts der Caritas-Theaterbesucher stand in hartem Kontrast zu einem Bühnengeschehen, das Angst und Vorurteile rund um Heimatvertriebene zeigt. Die Flüchtlingsdarsteller stehen im Wasser - ein Hinweis auf den oft über das „Massengrab“ Mittelmeer führenden Emigrationsweg. Das karge Bühnenbild stellt mit einem Kreuz einen Querbezug zur wochenlang als Flüchtlingsquartier benützten Votivkirche her. Autorin Jelinek stellte bei ihren Recherchen zu dem Aischylos ("Die Schutzflehenden") aufgreifenden Drama keinen direkten Kontakt zur Caritas und ihrer Flüchtlingsarbeit her, berichtete Schwertner, sie habe aber „sprachlich exzellent“ die harte Realität der „Schutzbefohlenen“ eingefangen: „Wir sind gar nicht da. Wir sind gekommen, doch wir sind gar nicht da.“

Die dadurch indirekt zum Ausdruck kommende Tatsache, dass Flüchtlinge nicht als Person mit einem individuellen Schicksal wahrgenommen werden, sondern als anonyme Zahl in Auf- und Zuteilungsstatistiken, möge ein Lernanstoß sein, wünscht sich der Caritas-Generalsekretär. Für die Politik, aber auch für die Caritas selbst: Es gelte mehr mit den Flüchtlingen zu reden und weniger über sie. Schwertner erinnerte daran, dass durch das Lager in der Votivkirche deutlich wurde, dass Flüchtlinge willens und fähig sind, ihre Interessen selbst zu vertreten. Die Caritas habe unter diesem Eindruck ihr Engagement für Flüchtlinge in Richtung Eigenverantwortung verändert, sei es durch gewählte Vertreter in den Flüchtlingshäusern oder wie jüngst durch das neue Caritas-"magdas"-Hotel in Wien-Leopoldau, wo Flüchtlinge tragende Säulen des Betriebs sind.

Das Burgtheater unterstützt mit dem Jelinek-Stück auch die Caritas: Direktorin Karin Bergmann habe veranlasst, dass nicht nur bei der Erstaufführung Spenden für den Bildungsfonds der Wiener Caritas gesammelt wurden, sondern dass dies auch bei den weiteren sechs Abenden geschieht, berichtet der Leiter der Wiener Caritas. (Kathpress)

Die weiteren Aufführungen: 31. März, 2., 23., 27. und 29. April, 4. Mai – www.burgtheater.at
Bilder: Burgtheater / Reinhard Werner

 

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