3.100 Facebook-Fans und Leute mit der Schere
STICH-WORT
20/02/15 Es vergeht keine Woche, ohne dass irgendwo rechte Schmierereien auftauchen oder es zu Sachbeschädigungen kommt. Kein Wunder, dass die Initiative „#88gegenrechts!“ selbst auch zur Zielscheibe wird.
Nach einem ähnlichen Vandalenakt Anfang Februar wurden die #88gegenrechts!-Transparente am Müllnersteg in der Nacht auf Freitag (20.2.) erneut zerstört. Der Schriftzug „Gegen Rechts“ wurde fein säuberlich herausgeschnitten.
Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer: „Das ist kein Spaß und sicher auch kein Lausbubenstreich, was da passiert. Da geht jemand ganz gezielt gegen den breiten gesellschaftlichen Konsens vor, dass wir in Salzburg keine rechtsextremistischen Umtriebe haben wollen.“ Gerade in Hinblick auf das kommende 70-Jahre-Jubiläum des Endes des Nazi-Regime werde man aber „noch einige markante Zeichen setzen, die nicht leicht ‚entfernt‘ werden können“, kündigt die Initiatorin der Aktion „#88gegenrechts!“ rechts.
Es gibt aber auch Positives zu vermelden: Bis dato gibt es schon mehr als 3.100 Facebook-Fans für „#88gegenrechts!“. 300 Menschen haben sich bei Fotoshootings mit Gesicht und Statement in den Dienst der Sache gestellt. Mittlerweile gibt es die Sprechblase fürs Selfies auch zum Herunterladen.
„Mich freut es besonders, dass sehr viele Junge mitmachen“, sagt die Jugendbeauftragte der Stadt, Isabel Bojanovsky. „Deshalb haben wir nun auch ein Lesezeichen für #88gegenrechts! gestaltet. Es klärt auf, dass die Redewendungen ‚bis zur Vergasung‘, ‚sich brausen gehen‘ und ‚durch den Rost fallen‘ aus dem Nazi-Jargon stammen.“ So rufe es zu einem sorgsamen Umgang mit der Sprache auf.“ Das Lesezeichen wird in der Stadtbibliothek, in Jugendeinrichtungen, Schulen und Bürgerservice-Stellen verteilt.
Klemens Renoldner, Direktor des Stefan Zweig Centre, bestätigt auf Info-Z Anfrage, dass die Stadt Salzburg durch Stolperstein-Beschmierungen, Beschädigungen von Denkmälern und weitere Vandalenakte an Reputation eingebüßt habe. „Meine Vorträge haben mich an Unis in den USA, in England oder Israel geführt. Es ist erstaunlich, wie genau die Leute dort über die rechtsextremen und antisemitischen Vorfälle bei uns Bescheid wissen. Das Image Salzburgs hat darunter sehr gelitten. Die erneute Verspottung und Verhöhnung der Nazi-Opfer wird als skandalös empfunden. Deshalb ist es ganz wichtig, dass sich die Bevölkerung wehrt und auch hochrangige Politiker dagegen aufstehen.“ (InfoZ/dpk)