Festspielflair
STICH-WORT
24/08/14 Sie sind schon ein gar sonderbar Völkchen, die Festspiel-Hauptdarsteller vor dem Vorhang und diesseits des Konzertpodiums. Wir reden jetzt nicht vom kleinen Geschwader an Amateur-Bombern, die mit gutturalem Grollen Angst und Schrecken verbreiten.
Von Reinhard Kriechbaum
Schauen wir uns doch mal lieber die Leistungen der wenigen echten Profis im Publikum an. Zum Beispiel jene, die am Samstag Vormittag, im Konzert der Wiener Philkharmoniker unter Dudamel, hineingeklatscht haben in eine Generalpause von „Also sprach Zarathustra“. Sie haben dann doch ganz rasch einen Rückzieher gemacht, bevor der Beifall noch echt ansteckend wirken konnte. Dafür muss man Verständnis haben. Auch geeichte Pascher schwächeln manchmal.
Die Kollegen von der Hust-Fraktion waren an diesem Vormittag patenter. Nun gut: Die langsamen leisen Einleitungstakte von „Tod und Verklärung“ – die verröchelt bald mal einer und rückt das Künstlersterben so interpretatorisch ein Stück hin zum „Zauberberg“. Aber einen präzisen Huster noch rasch anzubringen, bevor in „Also sprach Zarathustra“ das schwere Blech und die Pauke loslegen: Dafür braucht es Kompetenz und musikalisches Zeitgefühl. Respekt!
Am Abend vorher, gleicher Ort: Donizettis „La Favorite“, konzertant. Um 16 Uhr saßen zwar das Orchester und der Chor, aber noch nicht das ganze Publikum. Gute vierzig freie Plätze im ausnahmsweise bestuhlten Orchestergraben. Wie schaut das aus. Ein Bus stecke knapp vor dem Neutor noch im Stau, wurde angesagt. Bitte warten, „die Leute haben schließlich ziemlich viel bezahlt“.
Nach gut zehn Minuten waren sie da, die Verkehrs-Behinderten. Jetzt echte Hauptdarsteller, von einigen aufmunternd beklatscht. Wie lange brauchen vierzig Leute, angeleitet von rund zehn Platzanweisern, bis sie endlich sitzen? Endlos. Ob’s auch so rasant ginge, wenn es brennt?
Da gab’s jedenfalls schon ein paar ungeduldige Buh’s für die Sitzplatz-Schlurfer, worauf der Intendant selbst sich ans Publikum wandte und betonte: „Wenn es Sie getroffen hätte, wären sie auch froh…“ Ja eh.