Überlebenstraining
STICH-WORT
06/08/14 Manchmal ist’s lustig bei den Festspielen, besonders wenn man den richtigen Platz hat. Kürzlich bei „Salzburg Contemporary“: Da fand sich der Rezensent in der Kollegienkirche umgeben von besonders schön gekleideten Menschen, die offenkundig festliche Erwartungen à la „Kleine Nachtmusik“ hegten. Artig verhaltenes Lachen dann ob der „schrägen“ Töne von Nono und Riehm…
Die meisten Festspielbesucher gehen eh nicht ung’schauter ins Konzert. Sie machen sich vorher schlau, wer was spielt. Oder sie kommen gar gerade wegen der jeweiligen Musik und ihrer Interpreten. Die sind dann nicht verblüfft, wenn Dissonanzen oder gar elektronische Klänge durch die Kollegienkirche ziehen.
Das passiert am ehesten denjenigen, die wie die Jungfrau zum Kind kommen. Sponsorfirmen kaufen gerne größere Kontingente und laden Kundinnen und Kunden, aber auch Mitarbeiter zum Fest. Man versetze sich in einen, sagen wir, Pharmavertreter, der als Bonus vom Unternehmen, für das er sich das ganze Jahr über den A… aufreißt, Luigi Nonos dreiviertelstündiges, sperriges „Guai ai gelidi mostri“ in die Ohren gedrückt kriegt. Der Kerl ist wahrlich nicht zu beneiden.
Unternehmen sind ja neuerdings ziemlich erfindungsreich und vergattern ihre Belegschaft zu Aktivitäten, die den Teamgeist stärken sollen. Firmen schicken ihre Leute sogar zum Überlebenstraining in den Wald. Widerwärtigkeiten schweißen bekanntlich zusammen. Wenn man’s ganz schlecht trifft, landet man bei „Salzburg contemporary“. (dpk-krie)