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Kulturstadt sein und zu bleiben…

STICH-WORT

25/06/14 Niemand würde zu einem Fahrplan greifen, der dreizehn Jahre alt ist. Natürlich ist auch in der Kultur einiges weitergegangen in dieser Zeitspanne, und so war es angeraten, dass die Stadt Salzburg ihr 2001 beschlossenes „Kulturleitbild“ aktualisiert.

Von Reinhard Kriechbaum

Den 3. Juli gilt es vorzumerken. Wem die Kultur ein Anliegen ist, der sollte auch schon vorab ins Internet schauen, um den zu diskutierenden und wahrscheinlich noch zu verfeinernden Zwischenbericht zu studieren, den wir ab heute Donnerstag im DrehPunktKultur auch in teilen veröffentlichen. Denn „Kulturstadt zu sein und zu bleiben bedeutet, neue Entwicklungen in Kunst und Kultur zu erkennen und zu ermöglichen“, heißt es gleich am Beginn dieses Zwischenberichts.

Vieles hat sich ja verändert, seit im Juli 2001 das Kulturleitbild der Stadt - das Cover im Bild rechts - veröffentlicht worden ist: „Interkulturalität“ hatte vor dreizehn Jahren noch nicht den Rang eines allgegenwärtigen Schlagworts und damals war auch Gendergerechtigkeit noch beileibe nicht eine so omnipräsente Sache wie heute. Der Tanz hat einen neuen Stellenwert bekommen, die neuen Medien in der Kunst ebenfalls. Vernetzung ist ein aktuelles Thema, und das Schielen nach EU-Optionen liegt, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen, nahe.

Das Kulturleitbild von 2001 – inklusive Kulturentwicklungsplan und Maßnahmenkatalog – bildete in den letzten dreizehn Jahren die Grundlage für kulturpolitische Entscheidungen und Entwicklungen in der Stadt. Eine 2007 von der Universität Salzburg vorgenommene Zwischenevaluierung zeigte, dass ein Großteil der Maßnahmen, die im unmittelbaren Kompetenzbereich der Stadt liegen, umgesetzt werden konnten. 2012/2013 starteten Bürgermeister Heinz Schaden und die Kulturabteilung eine Aktualisierung. Nun liegt der Zwischenbericht vor.

Auf der Grundlage der Ergebnisse 2001 wurden 26 Fachgespräche und Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Kultursparten, der Kulturpolitik und der Kulturverwaltung geführt. Ziel war es, obsolet Gewordenes aus dem Leitbild zu nehmen, Schwerpunkte zu ergänzen bzw. neu zu gewichten und Maßnahmenvorschläge zu erarbeiten, die aus der Sicht der Gesprächsteilnehmer sinnvoll und notwendig für die Kulturentwicklung der Stadt sind. Über das Kulturportal der Stadt waren zudem Interessierte aufgerufen, Vorschläge an die Kulturabteilung zu übermitteln.

„Der 2001 eingeschlagene Weg der gemeinsamen Erarbeitung hat sich bewährt. Auch dieses Mal war die Kooperation aller Beteiligten wieder sehr gut und konstruktiv“ so Bürgermeister Heinz Schaden. „Allen ist klar, dass nicht alles sofort realisiert werden kann. Aber ein Leitfaden für kulturpolitische Entscheidungen ist da, der im Gemeinderat im Herbst beschlossen werden soll. Dazu wird es in einem ersten Schritt konkrete Umsetzungsvorschläge für prioritäre Maßnahmen geben.“

Ein Thema aus dem umfänglichen Katalog ist das Raumthema: „Veranstaltungsräumlichkeiten sind ausreichend vorhanden. Die Räume sind allerdings stark ausgelastet oder es besteht wenig Bereitschaft, sie zu vermieten. Teure Mieten bzw. Nebenkosten und/oder Ausstattungsdefizite sowie die mangelnde Information über die in der Stadt tatsächlich vorhandenen Ressourcen erschweren oder verhindern den Zugang.“ Über alle Sparten, so heißt es weiter, zeige sich dringender Bedarf an geeigneten und leistbaren Proben- und Arbeitsräumen mit angeschlossener Lagermöglichkeit. Ein Lösungsvorschlag wäre „ein Probenhaus ohne Bindung an einen Veranstalter“

Ein nach wie vor aktueller Punkt ist das Verhältnis zwischen Festivals/Events und der ganzjährigen Kulturarbeit. Ist es ausgewogen, spiegelt es sich in der Kulturpolitik adäquat? „Die kontinuierliche Jahresarbeit der verschiedenen Einrichtungen, Initiativen, Akteurinnen und Akteure prägen das Kulturleben der Stadt ebenso wie zahlreiche Festivals. Von den im Jahr 2012 erhobenen 4.379 entgeltlichen Veranstaltungen mit nahezu 681.000 Besuchern entfielen auf die künstlerisch und touristisch als Publikumsmagnet wirkenden Salzburger Festspiele im Sommer 245 Veranstaltungen mit allein über 228.000 Besuchern. Sieben weitere − teilweise biennale − Festivals und Events wie Mozartwoche, Salzburg Biennale, Oster- und Pfingstfestspiele, Aspekte Festival, Literaturfest, Salzburger Festspiele, Sommerszene, Kulturtage, Jazz & the City, Taschenopernfestival, Adventsingen oder das Winterfest bereichern und komplettieren das kulturelle Jahresprogramm in der Stadt.“ Handlungsbedarf ortet man also, was die Ausgewogenheit betrifft. „Es ist Aufgabe der Stadt, durch Unterstützungsmaßnahmen ein ausgewogenes Verhältnis der beiden Bereiche zu fördern, um Ergänzung, Austausch, kulturelle und künstlerische Vielfalt zu gewährleisten

„Vernetzte, spartenübergreifende und interdisziplinäre Arbeit sowie neue Kunstformen in der Medienkunst, die den Spartenbegriff auflösen, erfordern die Diskussion der Begrifflichkeit und Zuteilung im Förderspektrum. Kunst und Kultur entdeckt zunehmend den virtuellen Raum als neues Forum. Festlegungen zur künftigen Fördergewichtung sollen daher sowohl von inhaltlichen (interdisziplinären Ansätzen), wie auch von förderpolitischen Überlegungen getragen sein.“

„Auf hohe Planungssicherheit für die Kunst- und Kultureinrichtungen wird ebenso geachtet, wie auf einen entsprechenden Budgetanteil für ‚freie‘ Kulturarbeit“, heißt es in den grundlegenden Anmerkungen zum neuen Kulturleitbild. „Die Kulturpolitik sichert die Rahmenbedingungen für die nicht kommerzielle Kunst- und Kulturproduktion. Sie ermöglicht damit auch die Entwicklung und Förderung neuer Themenbereiche und Schwerpunkte. Es gibt ein ausdrückliches Bekenntnis zum künstlerischen Experiment, zur Innovation und zum Wagnis unabhängig von Publikumsquoten.“

Festgeschrieben ist auch: „Die kulturelle Teilhabe ist ein Menschenrecht. Die Kulturpolitik setzt bzw. unterstützt Maßnahmen, die den freien Zugang zu Kunst und Kultur für alle ermöglichen.“

Präsentation und Diskussion des Zwischenberichts, TriBühne, 3.7. 2014, 16.30 Uhr
Zum ersten Teil des Kulturleitbild-Entwurfs Wo es in der nächsten Dekade lang geht

 

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