Hoch und weniger hoch hinaus
STICH-WORT
04/06/14 Wenn die Salzburger Landeskorrespondenz, der Informationsdienst des Landes Salzburg, in Tagen wie diesen titelt „Salzburger Höhepunkte“ – da können wohl nur Cecilia Bartoli und die Pfingstfestspiele gemeint sein. Voll daneben.
Es geht um echte Größe oder richtiger gesagt Höhe. Es gibt ja Höhenmeter-Sammler wie Reinhold Messner oder Gerlinde Kaltenbrunner, die schon auf allen 14 Achttausendern droben waren. Was bisher keinem Bergsteiger eingefallen ist: einmal auf den höchsten Erhebungen einer jeden der 119 Salzburger Gemeinden gestanden zu sein. Angesichts der Zahl an Kommunen und Höhe der Berge in den Alpen wäre es ein nicht gering zu schätzender Gipfelsturm.
Gut aber, dass wir Landesbedienstete und diese eine Betriebssportsektion Bergsport haben. Diese Fleißigen haben sich zur Aufgabe gestellt, alle Gemeinde-Gipfel zu besteigen. Nicht ein Einzelner gehe das an, heißt es. Der Gruppengedanke stehe im Vordergrund. Im Vorfeld aber ging's an die Höhenrecherche und gegebenenfalls ums Neuvermessen.
"Während in den Gebirgsgauen dieser Umstand mit relativ einfachen Mitteln auf Basis der vorhandenen Karten geklärt werden konnte, war dies in den flacheren Gemeinden des Alpenvorlandes nicht mehr ganz so eindeutig", erklärt Gabriel Seitlinger, Projektleiter für diese Untersuchung in der Abteilung für Raumplanung und SAGIS. "So waren nach den ersten Annäherungen aus der Österreichischen Karte 1:50.000 des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen und dem 25-Meter-Geländemodell für Bürmoos und Elixhausen jeweils vier beziehungsweise sechs Punkte mehr oder weniger gleich hoch, und es konnte die exakte Höhe nur im letzten Annäherungsverfahren aus den Airborne Laserscan-Daten (ALS) mit Sicherheit festgestellt werden."
Dafür wird die Erdoberfläche also von einem mit Kameras ausgestatteten Flugzeug mit Laser abgetastet. Das Resultat ist eine Punktwolke, die aus der Entfernung zwischen Aufnahmeflughöhe und den von der Erdoberfläche reflektierten Strahlen eine äußerst präzise Höheninformation liefert. So genau, dass nun der höchste Punkt der Gemeinde Mühlbach auf dem Gipfelplateau des Hochkönigs mit 2.940 Metern und 84 Zentimetern um einen Zentimeter höher als jener der Nachbargemeinde Werfen verortet wurde.
Die Stunde der Wahrheit schlug für den Großvenediger. Er ist zwar immer noch mit Abstand Salzburgs und der Gemeinde Neukirchen höchster Berg, aber von den bisher genannten 3.674 Metern ist er gleich 26 Meter entfernt. Es sind exakt nur 3.657,6 Meter.
Ähnliche Messungen brachten übrigens die Steirer um ihren Dreitausender – dort ist vor ein paar Jahren ein Künstler eingesprungen und hat ein paar Steine auf dem Dachstein-Gipfel aufgeschichtet, um die Landesehre zu retten. Den Großvenediger brächte kein Künstler der Welt in Richtung Viertausender, einschlägige Interventionen sind also nicht zu befürchten. Außerdem hat der Berg einen beruhigenden Vorsprung von über hundert Metern aufs Wiesbachhorn, Salzburgs ebenfalls unangefochtene Nummer zwei.
Pinzgauer Gipfel bilden die Top 6 der Gemeindeliste, dann folgen mit dem Ankogel in Bad Gastein ein Pongauer Gemeindespitz. Unter den Top Ten ist auch der Große Hafner im Lungau. Punktlandungen schaffen in Bad Hofgastein der Silberpfennig mit exakt 2.600, der Hallwanger Heuberg mit 900 und der Buchberg in Mattsee mit allerdings bescheidenen 800 Metern. Schlusslicht auf der Liste ist Oberndorf mit Maria Bühel und mageren 445,3 Metern. Eine Schande fast in unserem Bundesland.
Manche geographischen Dinge haben Volksschüler bisher total falsch gelernt. So wird auf der Viehhofener Gemeinde-Website der Geißstein mit 2.363 Metern als höchster Punkt geführt. Dabei liegt der Bergzug grenztechnisch gesehen zwischen den gemeinden Saalbach und Stuhlfelden, der Gipfel gehört gar zum Tiroler Ort Jochberg. In Viehhofenen muss man künftig demnach kleinere Brötchen backen und sich mit dem Oberen Gernkogel (2.175 Meter) bescheiden. Zugelegt hat Wald im Pinzgau: Statt des Westlichen Salzachgeiers gilt nun der mit 2.470 Metern um 38 Zentimeter höhere Ochsenkopf als höchste Erhebung.
Wer es ganz genau wissen will, kann im Internet die minutiösen Höhenangaben finden. So einfach geht’s bei SAGISonline, dem kostenlosen Geodatenviewer des Landes Salzburg, unter www.salzburg.gv.at/landkarten im Themeneinstieg Allgemein, Themengruppe Freizeit und Kultur. Die Landeskorrespondenz beschreibt den Weg haarklein: „Dazu ‚Salzburg Summits – Gipfel‘ anhaken, in der Symbolgruppe oben das ‚i‘-Zeichen auswählen und im Dropdownfeld rechts nochmals Salzburg Summits auswählen. Der gewünschte Gipfel kann jetzt ausgewählt werden, indem man ein Fenster über dem roten X aufzieht. Ein Infokasten unten gibt Auskunft über Name, Lage und Höhe der jeweils höchsten Gemeindeerhebung.“ Alles kein Problem für virtuelle Pfadfinder. In einer weiteren Ausbaustufe soll der Service mit Tourenberichten, Fotos und Kartenmaterial erweitert und verlinkt werden. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)