Leerstandsmelder
STICH-WORT
21/05/14 Im Fall der Adresse Carl-Storch-Straße 9 in Salzburg/Aigen ist bekannt, wer der Besitzer ist und wo er sich möglicherweise gerade aufhält: Himmel, Hölle oder Fegefeuer. Die Villa Gurlitt steht jedenfalls nachweislich leer, und „Weltenbummler“, der die Immobilie für die Plattform „Leerstandsmelder“ gemeldet hat, ist der Meinung: „Ein paar Bilder an der Wand würden da gut reinpassen!“
Von Reinhard Kriechbaum
An leer stehenden Objekten fehlt es nicht in Städten wie Salzburg: Lokale, Geschäftsräume, nicht genutzte Wohnungen und Häuser, Büros, alte Tankstellen, Baulücken und Brachen. Auf der anderen Seite suchen nicht selten kulturelle, sozio-kulturelle und soziale Initiativen Räumlichkeiten, eventuell auch für die Zwischennutzung. In Städten wie Hamburg, Berlin und Bremen sei das System des Angebots von Räumen über Leerstands-Websites zur Beschaffung bezahlbarer Arbeitsräume – auch für Künstler – bereits Realität, weiß der Dachverband Salzburger Kulturstätten. Auch in Wien gebe es bereits eine einschlägige Online-Plattform.
Nun also auch hierorts: Das Projekt „Leerstandsmelder Salzburg“ wurde von einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern des Fachbeirats für Bildende Kunst des Landeskulturbeirates, des Dachverbands und der Kulturabteilung der Stadt Salzburg entwickelt.
Auf der Plattform www.leerstandsmelder.de/salzburg können registrierte Benutzer – unter Beachtung der Benutzerrichtlinien (AGB) – leerstehende Häuser, Lokale und Geschäfte in eine virtuelle Karte eintragen. Auch Bilder kann man dazu stellen. „Dieser Überblick über den aktuellen Leerstand ist für unkommerzielles, freies, experimentelles Kultur-/Schaffen ebenso von Vorteil, wie für Start-ups, die leistbare Räumlichkeiten in der Stadt suchen“, heißt es in einer Presseaussendung des Dachverbands.
So manches ist schon eingetragen. Ein „reinaldo2“ scheint mit offenen Augen durch die Linzergasse spaziert zu sein und hat viele leer stehende Geschäftslokale fotografiert und eingetragen. Angaben zum tatsächlichen Besitzer fehlen durchwegs. Wer also Ansprechpartner für Nutztungswillige wäre, müssen diese wohl selbst auskundschaften, wie überhaupt Recherche nicht die Stärke der bisher für den Salzburger „Leerstandsanzeiger“ tätigen Wohlmeinenden ist. Herr Gurlitt wird möglicherweise von einer Wolke herunter schauen und sich wundern. Seine Erben werden sich vielleicht ärgern wie manch andere Immobilienbesitzer. In einer Zeit, da viele meutern, weil Google und Konsorten Daten sammeln auf Teufel-komm-raus, mutet die Initiative sonderbar an. Der Pranger für Hausbesitzer ist jedenfalls schon aufgestellt. Noch deckt kein Eintrag die konkreten Besitzverhältnisse auf, aber der Eintrag ist vorgesehen.
„Mit dieser Initiative soll das öffentliche Bewusstsein für diese wertvollen Räume geschärft werden, die in Salzburg nicht genutzt werden und mancherorts sogar zusehends verfallen“, schreibt der Dachverband. Der Zweck heiligt vermutlich die Mittel.