Affentor
STICH-WORT
28/08/13 Endlich müssen die Affen nicht mehr Winkerlstehen! Mit dem Satz „Was lange währt, wird endlich gut!“ meldet das MdM, dass nun endlich ein neuer Aufstellungsplatz für das monumentale Kunstwerk von Jörg Immendorff gefunden ist: die Piazza beim Europark.
Von Reinhard Kriechbaum
Da es bis dato keine entrüstete Reaktion seitens der Europark-Leitung gibt, darf man davon ausgehen, dass man auch dort die Meinung teilt: Das Affentor von Immendorff sei hier gerade recht am Platz. Von einem „adäquaten Standort“ liest man in der Presseaussendung des MdM. Stimmt ja. Für Jörg Immendorff (1945-2007) waren die Affen ein Spiegelbild des Homo sapiens. Verspielt, nicht uneitel, Herdentiere im Prinzip, aber dann auch wieder sympathische Eigenbrötler. Nicht von ungefähr kommt es, dass sich in den Zoos Menschentrauben nicht vor den Giraffen- oder Nashorngehegen bilden, sondern auf dem zoologisch attraktiven Miniplaneten der Affen.
Diese Tiere – auch jene von Jörg Immendorff – passen als Spiegelbilder dorthin, wo viele Menschen ihren tumben Alltagsverrichtungen nachgehen: dem Reisen, der Kultur, dem Einkaufen. Vielleicht deshalb erweist sich das „Affentor“, so gewichtig die gigantische Bronze auch ist, als flexibel in der Aufstellung.
Zuerst (ab 2007) stand das Affentor vor dem Hauptbahnhof in Bremen. Im März vorigen Jahres kam es dann nach Salzburg, stand für ein paar Monate (während der Oster- und Pfingstfestspiele 2012) auf dem Max-Reinhardt-Platz. Obwohl es so riesig ist, hat es dort weiß Gott kein Aufsehen erregt. Dann war man etwas verlegen: Das gute, aber unhandliche Stück gehört in die „Sammlung MAP“. Vierhundert Werke davon sind als Dauerleihgaben im Museum der Moderne deponiert. Die Leihgeber (die ungenannt bleiben wollen) erwarteten vom MdM, dass es einen geeigneten Aufstellungsort finden würde für das Werk von Immendorff.
Als Mitte Juli 2012 die Aufstell-Genehmigung vor den Festspielhäusern abgelaufen war, war man also schmähstad und wusste nicht, wo es sonst ähnlich affig zugehe in der Stadt. Man rückte das Dings mehr nach links, hinein in den engen Vorhof des Rupertinums. Dort vegetierten die Affen seither etwas schattseitig. Niemand anderer wollte sie haben.
Morgen Donnerstag (29.8.) aber gehen die Affen abermals auf Reisen. Um 6.30 Uhr fahren Kran und Sattelschlepper vor dem Rupertinum auf. Um 11 Uhr soll der Sondertransport im Europark eintreffen. Mit Menschenketten aus Tierfreunden oder Kunstsachverständigen ist nicht zu rechnen, es wird also einigermaßen pünktlich hergehen.
Als das Affentor im Festspielbezirk aufgestellt wurde, hat die FPÖ Schokobananen verteilt. Sollte diese oder eine andere Partei an ein Remake denken (schließlich ist Wahlkampf): Der Interspar wird, so er klug wirtschaftet, gerade an diesem Tag gesteigerter Nachfrage die Preise dafür hochhalten. Vielleicht die Schleckereien also besser am anderen Ende der Stadt und nicht direkt vor Ort besorgen.
A propos Ort: Ganz nahe beim Europark treffen regelmäßig Menschenhorden zusammen und benehmen sich auch recht eigenartig. Rund ums Kleßheimer Stadion hätte man das Werk von Immendorff also auch mit Hintersinn platzieren können. Aber dort rostet schon eine monumentale Figur eines Kickers vor sich hin. Man sieht: Selbst am Stadtrand Salzburgs ist der Platz knapp für echte künstlerische Schwergewichte.