Redouté-Rosen
STICH-WORT
13/05/13 Wenn man den Ansturm der Fotografen und Adabeijournalisten bei der Festspielball-Pressepräsentation als Maß nimmt, kommt man unweigerlich zum Schluss: Das Unternehmen wäre besser beraten, acht festspielbälle und bloß eine Opernproduktion anzubieten – und nicht umgekehrt.
Von Reinhard Kriechbaum
Da lassen also die Kollegen von der abbildenden Zunft schon den Intendanten minutenlang im Blitzlichtgewitter baden, stürzen sich auf die festspielpräsidentin, als ob sie sie noch nie gesehen hätten. Und dann erst die Patronessen als Gruppenfoto! Von Begum Aga Khan bis Gisela Winkelhofer (Zufallserwähnungen, dem Alphabet geschuldet)…
Das Demo-Debütantenpärchen, das beim Anziehen und Schminken vielleicht ein bisserl länger gebraucht hat als erwartet, ist dann weniger im Rampenlicht gestanden. An den Rosen werden wir sie erkennen beim Festspielball 2013, am 31. August: Die prangen sowohl am weißen Kleid als auch am Dirndl (man betont ja den lokalen Flair dieses Events). Und im Haar sowieso. Fünfhundert Auserwählte tafeln zuerst in der Residenz und flanieren dann hinüber in die Felsenreitschule. „Vor dem festspielhaus sorgen zahlreiche Chöre, Goldhaubengruppen sowie Heimat und Trachtenvereine für Salzburger Flair“, heißt es in der Pressemitteilung. Teilnehmer am Young Singers Project lassen sich plainair auch vernehmen.
Reden wir da von schnöden Dingen wie den (im Vorjahr) rund 1.200 Teilnehmern und den in etwa 300.000 Euro Reingewinn, die man mit der Veranstaltung gemacht hat? Oder lieber doch vom „Künstlerball“, der es laut Helga Rabl-Stadler beim Pressegespräch heute Montag (13.5.) werden soll?
Singen werden Vesselina Kasarova und der mexikanische Tenor Javier Camarena, den man im kommenden Sommer sowohl als Fenton im „Falstaff“ als auch als Belmonte in der „Entführung“ wird kennen lernen können. Für die Mitternachtseinlage fliegt man aus Argentinien das „Silencio Orquestra Tipica“ ein sowie Debra Ferrari und Emiliano Giménez, ein angeblich prominentes Tango-Tanzpaar aus Buenos Aires.
Aber das interessiert die Adabeis ja alles nur eher am Rande. Die werden in die obligate Verzückung fallen, wenn die 120 jungen Damen und Herren zur Maskenball-Quadrille von Johann Strauß einziehen (gespielt vom Mozarteumorchester, das so lange spielt, bis das Bernd Fröhlich Tanzorchester übernimmt.
Die Rose als Hauptmotiv also: Bei Pierre-Joseph Redouté (1759-1840) hat man sich das Motiv ausgeborgt. Er wurde zu einem der wichtigsten Blumenmaler seiner EWpoche, nachdem er sich in Paris zuerst als Theaterdekorationsmaler durchgeschlagen hatte. Marie-Antoinette ernannte ihn schließlich zu ihrem Hofmaler. Eine hübsche Anekdote: Als die königliche Familie schon revolutionsbedingt im Gefängnis saß, ließ sie Redouté zu sich kommen, weil gerade ein seltener Kaktus in Blüte stand. Das nennt man savoir-vivre, und sei’s mit Aussicht auf die Guillotine. Später ließ Napoleons Josephine ebenfalls bei Pierre-Joseph Redouté Blumen malen, und als auch dieses Regime ein Ende fand, blieb der Künstler immer noch vortne dabei, nun im Dienste der bourbonischen Königsfamilie.
Redouté-Rosen welken also nicht. Das sollte ein gutes Zeichen sein für den Festspielball.