Krakauhintermühlen
STICH-WORT
25/06/12 Auch Kunst-Igel müssen klein anfangen. Zum Beispiel in Krakauhintermühlen. Das ist eines der Dörfer, die von der steirischen "Regionale" berührt werden. Und genau dorthin hat das Land Salzburg seine hierorts noch ungeliebte mobile Veranstaltungshalle "White Noise" verborgt.
Von Reinhard Kriechbaum
Jetzt ist er also tatsächlich herausgeholt worden aus dem Depot, der „Igel“.
Das Schulterklopfen war groß, als der „Igel“, der Kunstpavillon des Landes mit offiziellem Namen „White Noise“, ein paar Wochen zu spät zwar, aber doch gerade noch haarscharf zur letzten Biennale auf dem Mozartplatz aufgestellt wurde. Gut gemeint war er, als mobiler Veranstaltungssaal. Eigentlich sollte er ja längst von Ort zu Ort weitergereicht werden und einen mobilen Kunst-Unterschlupf für verschiedenste Events gewähren.
Optisch macht das Ding der Architektengruppe soma ja wirklich etwas her. Allein: Die großzügigen Anbieter (nämlich die Kulturabteilung des Landes) haben ihre Rechnung ohne die Rechnung der lokalen und regionalen Kulturveranstalter gemacht. Freilich wäre der Kunst-Igel selbst kostenlos zu haben, aber den Transport und die Aufstellungskosten, in Summe recht ansehnliche Beträge, müssten ja doch die Nutznießer tragen. Und für die meisten Kulturvereine sind ein paartausend Euro eben furchtbar viel Geld. Das investieren sie lieber in die Kunst direkt. Das hat mehr Sinn als eine Hülle, sei sie noch so attraktiv.
Deshalb also ist der Kunst-Igel zum Flop geworden. Nun hat man ihn aber aus der Mottenkiste – in dem Fall ist das ein recht voluminöses Depot – geholt, denn beim steirischen Festival „Regionale“, das am Freitag (22.6.) in Murau eröffnet wurde, kommt er gelegen. Und man kann per „White Noise“ auch optisch signalisieren, dass kulturelle Zusammenarbeit im oberen Murtal über die Landesgrenze hinweg, zwischen Lungau und Bezirk Murau eben, vernünftig ist.
Der Kunstpavillon ist eines der drei Festival-Zentren der Regionale12 und wurde gestern Sonntag (24.6.) in der Gemeinde mit dem anschaulichen Namen Krakauhintermühlen eröffnet. Alle 551 Einwohner des Ortes finden nicht auf einmal Platz darin, aber das macht nichts. Es bleibt ja ein ganzer Monat Zeit, ihn zu besuchen. "Das ist eine sehr schöne Kooperation über die Bundesländer-Grenzen hinweg", so Kulturlandesrat LHStv. David Brenner. "Der 'Kunst-Igel' wird sicher auch in der Steiermark für Furore sorgen und markiert als lokales, temporäres Festivalzentrum den Ausgangspunkt für die Erkundung der weiteren Projekte im Krakautal. Er fungiert hier also als eine Art Basis-Station und wird durch sein ausgesprochen modernes Erscheinungsbild einen spannenden Kontrast zu Natur und Landschaft rund um die kleine Gemeinde darstellen."