asdf
 

Kein Blutwursttag in Neukirchen

STICH-WORT

31/03/11 Der Theatermacher ist, wie wir wissen, nicht der Erfolgreichsten einer. Das Schweinegrunzen von draußen verhindert jede Konzentration aufs Eigentliche – die Aufführung der Weltkomödie „Das Rad der Geschichte“. Selbst das Hitler-Bild ist in der schäbigen Wirtsstube so verdreckt, dass man es nicht mehr als solches erkennt. Es ist Blutwursttag in Utzbach...

Von Reinhard Kriechbaum

altSo schlimm wäre es nicht gewesen im Cineteatro Neukirchen, und auch die ortsübliche Fritattensuppe wäre vermutlich keine literarische Verewigung wert (wie jene im fiktiven Utzbach). Charlie Rabanser hätte dort jedenfalls gerne Thomas Bernhards Stück „Der Theatermacher“ aufgeführt. Er wäre in die Rolle des Bruscon geschlüpft, einige Mitglieder seiner Theatergruppe m² hätten die winzigen Nebenrollen gespielt.

Nein, beschied der Verlag: Aufführungen des „Theatermachers“ seien Profi-Angelegenheit und ergo Sache größerer Theater. Charlie Rabansers Einwand, er verdiene sein Geld als Schauspieler und Regisseur, sehe sich also durchaus als Profi, ist nicht durchgegangen. Alle Rollen, beharrte der Verlag, müssten professionell besetzt sein. Der Verlag seinerseits erklärt das mit Wünschen der Erben.

Klar doch: Charlie Rabanser ist nicht Traugott Buhre, der die Rolle 1985 bei den Salzburger Festspielen aus der Taufe gehoben hat. Und Inge Flimm, die das Stück in Neukirchen inszeniert hätte, ist nicht Claus Peymann.

Schade trotzdem um die Aufführung in Neukirchen. Charly Rabanser ist nicht nur deshalb ergrimmt, weil er schon viel Probenarbeit investiert hat. „Das ist der Kunstbetrieb“, seufzt er – mit dieser nicht zustande gekommenen Aufführung fahre er mehr Echo ein als mit so mancher ehrgeizigen Produktion, die er sonst in Neukirchen macht.

Mit Inge Flimm (der Exfrau des Salzburger Ex-Festspielintendanten) haben Rabanser und sein Kulturexpress m² schön öfter zusammen gearbeitet. Die Regisseurin lebt in der Nähe von Neukirchen und hat hier unter anderem „Besuchszeit“ von Felix Mitterer, Kleists „Zerbrochenen Krug“ und Jura Soyfers „Weltuntergang“ inszeniert.

An Ehrgeiz fehlt es nicht im Cineteatro. Ist das letzte Wort in Sachen „Theatermacher“ in Neukirchen nun gesprochen? „Vielleicht fällt mir was Tolles ein, wie ich es trotzdem auf die Bühne bringen kann“, sagt Charly Rabanser kryptisch.

Ironie der Geschichte: „Der Theatermacher“ ist seinerseits eine Parodie auf eine nicht zustande gekommene Aufführung. Die Festspiel-Aufführungen von „Der Ignorant und die Wahnsinnige“ scheiterten (nach der Uraufführung) 1972 daran, dass nicht erlaubt wurde, im Landestheater für zwei Minuten die Sicherheitsbeleuchtung auszuschalten, also wirklich vollkommene Finsternis zuzulassen. Neben Blutwursttag und Frittatensuppe ist auch das brennende Notlicht ein running gag in Utzbach.

Bild: dpk-krie

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014