asdf
 

Handschlag

STICH-WORT

altVon Christina Repolust

15/03/11 Er kommt einfach daher, ganz ohne seine sprichwörtliche Qualität. Da ist er und ich ergreife ihn, bevor er zugreift. Denn ich will nicht mehr abgebusselt werden, sondern Hand an oder in Hand begrüßt werden. Ein Nicken, der kleine Begleiter des Handschlags, bekräftigt den Gruß. Dann ist der Akt vorbei und ich schaue einem kleinen Buben beim Radfahrenlernen zu.

Der Plural des Handschlags ist unbekannt. Vielleicht ist es Würde, die ich mit dem Handschlag assoziiere: Es ist gepflegte Nähe, für einige Minuten, mehr muss man auch gar nicht wollen. Ja, das Nicken, das wäre schön dazu, ein kräftiges Nicken vielleicht, wenn der Handschlag eher flau, zart oder zaghaft ist. In Wien gab mir kürzliche eine Frau nur ihre Fingerspitzen, sie zeigte lächelnd ihr Zahnfleisch, gut, dass ich sie nicht abbusseln musste. Nein, wir mögen uns nicht, ich habe versucht, die Fingerspitzen zu drücken. Glauben Sie mir, das geht nicht. Honiglächeln kann beim Gegenüber einen Zuckerschock auslösen, deshalb ist es gesünder, sich auf den Handschlag zu konzentrieren.

Das Händegeben liebte ich bereits als Kind, Hände und ihr Druck sind interessanter als Gesichter, die ja manchmal täuschend lächeln. Können Hände lächeln? Einmal gab ich einem Mann, der nur mehr eine linke Hand hat, meine Linke: „Schön, dass das mal jemand macht!“, war sein Kommentar.

Linkshänder, früher verfolgt und umgelernt - warum nur ist auf meinen Kinderfotos immer die linke Hand eingebunden, mit der ich die Hitzegrade des Herdes testete. Da sitze ich und würde dem Kellner, der den Espresso bringt, gerne per Handschlag danken. Dafür gibt es leider keine Tradition, wohl aber das Gefühl „unpassend“. Zwei Frauen neben mir busseln sich ab, hauchen Küsse in die Luft. Ich stehe auf, nehme dem Kellner das Tablett aus der Hand und schüttle ihm die Hand. So lange, bis der Manager kommt, der ist von meinem kräftigen Handschlag auch ganz überrascht. Es wurde noch nett, zum Schluss küsst er mir die Hand. Ein Versuch.

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014