Salzburger Weihnachtszipferl
STICH-WORT
14/12/10 Ob echtem Filz oder doch Latex der Vorzug zu geben ist – das sollten auch Leute, die sonst absolut fürs Biologische votieren, überdenken. Aber vielleicht sind es ja gar keine Verhüterli, jene „Salzburger Weihnachtszipferl“, die zwei Salzburger bildende Künstlerinnen offerieren.Von Reinhard Kriechbaum
Zur Erwärmung empfindlicher männlicher Körperteile sollte das „Salzburger Weihnachtszipferl“ aus Filz jedenfalls goldrichtig sein. Katrin Huber und Maria Juen bieten die guten Stücke – angeblich 150 Stück – heute, Dienstag (14.12.), an. Von „Christkindlmarkt“ schreiben sie, aber da sei der Betreiber-Verein vor: Es ist bloß der Alte Markt. Aber weihnachtliche (Punsch-)Stände gibt es dort ja auch.
„Als eine der größten, öffentlichen Veranstaltungen im Salzburger Raum bietet sich der Salzburger Christkindlmarkt zur Umsetzung einer Kunstaktion an, wenngleich dieser Ort bei KünstlerInnen als künstlerischer Raum oft kaum Beachtung findet, da diese sich meist vom Kunsthandwerk und dessen kommerzieller Schiene distanzieren wollen“, meinen die beiden. „Der typisch weihnachtlich dekorierte Stand, die im Dirndl gekleideten Verkäuferinnen, das Material Filz und dessen Verarbeitung verweisen auf traditionelles Handwerk und bedienen das von den Besuchern erwartete Klischee.“
Bei der Ware handelt es sich aber um naturfarbene, handgearbeitete, sich von einander unterscheidende, erigierte Filzpenisse. Wohlfeil zu haben für 25 Euro, und das für einen guten Zweck: Der Erlös aus der merkantilen Kunst-Intervention kommt dem Salzburger Frauenhaus zugute.
Maß genommen haben die Künstlerinnen bei jungen Männern in Österreich und in Finnland, in beiden Ländern hat es Ausstellungen gegeben (in Salzburg im September/Oktober in der Galerie 5020). Der Auftritt heute auf dem Alten Markt dürfte den beiden mehr Öffentlichkeit sichern.
Was sie damit wollen? Die Filzpenisse „als Symbol der Männlichkeit, von Frauen angefertigt und zum Verkauf angeboten, spielt mit geschlechtsspezifischen Rollen/Bildern und Erwartungshaltungen - es werden Werte und Normen in Frage gestellt.“ Na ja, mäßig originell. Aber es wird schon Leute geben, die sich so erregt geben werden wie die Objekte, die die Katrin Huber und Maria Juen anpreisen: „Wir haben dicke, dünne, kurze, lange, flauschige, harte, …“