Nach achthundert Jahren wieder eine „Castellana“
STICH-WORT
11/03/24 Anfang des 13. Jahrhunderts gab's eine wohlhabende Witwe Diemut von Högl, die als Castellana das damalige Burggrafenamt ausübte. Seither haben dort nur mehr Männer das Sagen – aber das wird jetzt anders. Iris Hafner ist ab sofort Burgverwalterin.
Die neue Castellana ist 35 Jahre alt. Schon seit drei Jahren ist Iris Hafner als Kulturvermittlerin auf der Festung tätig. Schade, dass es den Titel Castellana nicht mehr gibt. Burggräfin ist sie natürlich auch nicht. Burgfräulein verbietet sich als Ehrentitel sowieso, nicht nur weil erst kürzlich Internationaler Frauentag war. Wie auch immer: Die Frauenquote schnellt, über die zeitläufte betrachtet, mit der Neubestellung nicht enorm in die Höhe.
Bleiben wir bei der sachlichen Berufsbezeichnung Festungsverwalterin. Seit 1. März ist Iris Hafner offiziell als solche im Einsatz. Damit ist sie zuständig für den täglichen Betrieb, die Sicherheit und die Koordination der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vom Tischler bis zum Tourguide. „Ein Ort wie die Festung, der so viele verschiedene Funktionen und Zielgruppen hat, funktioniert nur durch das Zusammenspiel aller Beteiligten“, sagt Hafner, die sich als „Knotenpunkt des Teams“ sieht.
Für den Job haben sich vierzig Leute beworben. Iris Hafner folgt in der Funktion auf Bernhard Heil, der nach zwanzig Jahren sein Amt übergibt und den Salzburger Burgen und Schlössern (SBSB) als Historiker erhalten bleibt.
Seit 2021 ist Iris Hafner bereits für die museumspädagogische Vermittlung in Salzburgs Wahrzeichen zuständig, das mit über einer Million Besuchern zu Österreichs beliebtesten Sehenswürdigkeiten zählt. In den letzten Jahren hat sch dort einiges bewegt. So wurden die Sonderführungen und Besucherprogramme stark ausgebaut, und diesen Weg will Iris Hafner auch als Festungsverwalterin weiterverfolgen: „Die Identifikation der Salzburgerinnen und Salzburger mit ‚ihrer‘ Festung ist sehr groß. Trotzdem kommen viele Einheimische nicht regelmäßig zu uns. Mit Angeboten wie Familienführungen, dem Mittelalterfest oder Themenrundgängen möchten wir gerade auch die Salzburgerinnen und Salzburger dazu bewegen, immer wieder die Festung zu besuchen.“
Nach ihrer Matura an der Modeschule Ebensee absolvierte die gebürtige Stroblerin ein Studium der Europäischen Ethnologie in Innsbruck und Oslo. Danach arbeitete sie mehrere Jahre in der Erwachsenenbildung und Beratung, bis sie schließlich als Kulturvermittlerin auf die Festung kam.
„Die Festung ist ein ganz besonderer Ort, an dem viele Epochen aufeinandertreffen, vom Mittelalter bis zu digitalen Vermittlungsangeboten. Dazu kommen viele verschiedene Zielgruppen. Diese Herausforderung reizt mich, weil es sehr viel zu gestalten gibt.“ (SBSB/dpk-krie)