Navigare necesse est
STICH-WORT
09/08/22 Nicht wenig Arbeit für Julia Glunk. Die Projektmitarbeiterin im Literaturarchiv Salzburg hat seit September 2021 über sechstausend Seiten Originale fotografiert, für das Internet-Portal stefanzweig.digital. 55 Objekte und etwa 3.200 Digitalisate sind jüngst dazu gekommen.
Von Reinhard Kriechbaum
So liegen mittlerweile alle Werkoriginale sowie die gesamten im Literaturarchiv Salzburg erhaltenen Lebensdokumente Stefan Zweigs als digitale Faksimiles vor. Eine Förderung der Wissenschaftsabteilung des Landes Salzburg machte die Ausweitung des digitalen Bestands möglich. „Aktuell arbeiten wir an der Aufbereitung und Digitalisierung der Korrespondenzen“, erklärt man im Literaturarchiv Salzburg.
Wahrscheinlich auch für Zweig-Kenner ein Fundstück seien die bisher kaum bekannten Vorarbeiten zu einer Novelle über den Bau der Wiener Oper aus den Jahren 1935 bis 1938, die Zweig schließlich nicht umgesetzt hat.
„Die Digitalisate wurden zudem weiter erschlossen und strukturiert, was die Navigation durch die teilweise umfangreichen Objekte deutlich erleichtert.“ So empfinden es jedenfalls die Literaturwissenschafter, die das umfängliche Online-Archiv in Sachen Stefan Zweig betreuen.
Wir geben zu, eine gute Weile nach Zweigs Staatsopernbau-Texten gesucht zu haben. Wir haben sie schließlich auch entdeckt. Aber die Manuskripte auch tatsächlich auf den Bildschirm zu bekommen – dafür sind wir, eingestanden, zu patschert.
Aber wir sind beim Surfen über ein hübsches Stichwort gestolpert: Navigare necesse est. Das könnten philologisch gebildete Netz-Nutzer (banale „internet user“ werden das doch nicht sein?) in ihren aktiven Zitatenschatz aufnehmen. Es stammt leider nicht von dem vor achtzig Jahren aus dem Leben geschiedenen Stefan Zweig, sondern ist der Titel einer 1924 publizierten Festschrift für Anton Kippenberg (1874-1950). Der hat ab 1905 bis zu seinem Lebensende, also so gut wie die gesamte erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hindurch, den deutschen Insel-Verlag geleitet.
Dort zählte auch Zweig zu den Autoren. Zweigs Beitrag zur Festschrift für seinen Verleger trägt den Titel Wille zur Universalität. Hätten wir auch gerne gelesen, aber wir müssen erst jemanden ausfindig machen, der uns erklärt, wie's funktioniert.
www.stefanzweig.digital
Bild: Literaturarchiv Salzburg