Sitzen wie im Theater
STICH-WORT
21/06/22 Wie hat Wilhelm Busch in Max und Moritz so schön gereimt: … als in Kirche oder Schule festzusitzen auf dem Stuhle ... Ans Theater hat er nicht gedacht. Vielleicht gab's keines in Dorfe oder Stadt, wo die beiden Lausbuben ihre Streiche gespielt haben.
Von Reinhard Kriechbaum
Es ist sogar höchst wahrscheinlich, dass es dort kein Theater gab – sonst wären aus Max und Moritz gewiss wertvolle Mitglieder der Gesellschaft geworden und sie hätten nicht fein geschroten und in Stücken enden müssen.
In Pandemie-Zeiten ist bei vielen Menschen die Sehnsucht nach dem Festsitzen auf Theaterstühlen ins Unermessliche gestiegen – und dieser ausufernden Sitz-Lust kann nun abgeholfen werden. Das Salzburger Landestheater, wo es derzeit renovierungsmäßig rund geht, bietet seine alten Theatersessel zum Verkauf an. Die sind übrigens nicht die Originale aus der Bebauungszeit des Theaters. Helmer und Fellner setzten bei ihren Theaterbauten üblicherweise auf den Stuhl-Hersteller Thonet. Die Stühle, auf denen wir die Premieren und Repertoirevorstellungen der vergangenen Jahrzehnte durchgesessen haben, stammten aus den 1970er Jahren.
„Für die Öffentlichkeit“ biete sich nun „die Gelegenheit, „ein Stück Landestheater in die eigenen vier Wände zu holen“, heißt es. Im rotsamtenen Theatersessel vor dem Patschenkino hocken, that's it! Sogar einen Logenstuhl könnte man ordern, und der ist mit 160 Euro sogar günstiger als ein Parkett-, Balkon- oder Galerie-Klappsessel (180 Euro). Die Logenstühle kann man nach der eigenen Körpergröße wählen, es gibt nämlich solche mit 48, 54 und 60 cm Höhe. Letztere kommen eher nur für Sitzriesen in Frage, als Barhocker sind sie leider immer noch zu niedrig.
Und fürs optimale Feeling: Mit einem Investment von 320 Euro sitzt man daheim so eng beieinander wie im Theater.