Festspiel-Flohzirkus
STICH-WORT
16/01/20 Die Numismatik ist uns, ehrlich gesagt, wegen chronischem Geldmangel recht fremd. Was uns aber auffällt: Die prägefrische Silbermünze 100 Jahre Salzburger Festspiele kostet online nur 69,90 Euro. Man darf nicht mehr als zwanzig Stück davon bestellen. 1.398 Euro – das ist keine Unsumme als Geldanlage. Der Nominalwert der Jubiläumsmünze ist auch bescheiden, 20 Euro.
Von Reinhard Kriechbaum
Die Münze Österreich teilt in einer Presseaussendung heute Donnerstag (16.1.) mit, man rechne damit, dass das Ding ob der großen Nachfrage schon am Ausgabetag – das ist der 22. Jänner – vergriffen sein werde. Warum ist sie so begehrt? Es ist die für eine Münze ungewöhnliche Form. „Eine konkave Münze, die oben flach ist und so der Kunst eine Bühne bietet. Eine solche Münze gab es noch nie!“
Die numismatische Festspiel-Bühnenwelt ist demnach eine nicht mal handflächengroße Silberscheibe. Was man auf dieser Münzen-Bühne spielen sollte, ist uns nicht ganz klar. Podium für einen Flohzirkus? Wir schämen uns eigentlich für den Gedanken.
Lassen wir doch die Münze Österreich das Ding mit einem Silbergehalt von 2/3 Unze (20,74 Gramm) beschreiben: „Die Wertseite der Münze zeichnet sich durch einen konkav gewölbten Rand aus, der mit einer strahlenförmigen Struktur versehen ist, oben wird die Münze flach. Im Innenteil sind zwei Masken zu sehen, sie repräsentieren die beiden Grundformen des Dramas: Die Maske auf der linken Seite ist stark stilisiert und spiegelt die Tragödie wider. Die Maske auf der rechten Seite verkörpert die Komödie. Die andere Seite setzt sich aus einem konvex gewölbten Rand und einem planen Innenteil zusammen. Manche Stellen sind mit roter Farbe bedruckt. Zu sehen sind stilisierte Masken, der Ausschnitt einer Violine sowie am rechten Münzrand eine Friedenstaube mit einem Olivenzweig im Schnabel.“
30.000 Exemplare werden aufgelegt. Der Graveur heißt Helmut Andexlinger, seines Zeichens Chefgraveur bei der Münze Österreich. Sein Meisterstück war die im Jahr 2012 veröffentlichte 2-Euro-Münze, die in 17 Ländern in Umlauf ist. „Andexlinger gewann dafür einen Wettbewerb mit 800 Einreichungen“, vermeldet die Homepage der Münze Austria über ihren Chefgraveur, der „in seiner Arbeit „verstärkt auf die Verbindung traditioneller Techniken mit neuen Methoden“ setze. Der Mann hinter der Festspielmünze hat sowohl die Fachschule für Metalldesign in Steyr absolviert als auch das Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien abgeschlossen.
Andexlingers Münzentwurf wurde auch von der Post aufgegriffen, die zum selben Anlass eine Sondermarke mit dem stolzen Nennwert von 270 Cent ausgibt. Wir haben uns schlau gemacht: Eine solche Marke kommt auf ein Zwei Kilo-Paket, da geht sich also schon eine beruhigende Menge Mozartkugeln für jene aus, die es diesen Sommer nicht bis zu den Festspielen schaffen.
Die Münze gilt als Zahlungsmittel in Österreich. Sie ist ab 22. Jänner in Geldinstituten, Postfilialen, Filialen des Dorotheums und bei der Münze Österreich AG erhältlich – www.muenzeoesterreich.at
Ausgabetag der Briefmarke ist der 21. Jänner, da gibt es im Foyer des Großen Fstspielhauses auch ein Sonderpostamt (13-17 Uhr).
Bilder: www.muenzeoesterreich.at (2); www.post.at (1)