Schutz vor Rubens-Nackedeis
STICH-WORT
24/07/18 Eh schon wissen: Die üppigen Damen auf den Gemälden von Rubens sind nicht immer so gekleidet, dass alle Blößen bedeckt sind. Auch die kleineren Amoretten leiden manchmal unter akutem Kleidermangel. Im 17.Jahrhundert wurde Rubens von der Kirche aufgefordert, Lendentücher über bestimmte Stellen zu malen. Für solche Mahnungen gibt es jetzt Facebook.
„Künstlerische Zensur verfolgt Peter Paul Rubens weiterhin", so der flämische Tourismusverband Toerisme Vlaanderen. Facebook lösche Postings mit den nackten Schönheiten aus Flandern. „Wir haben bemerkt, dass Facebook konsistent Kunstwerke unseres geliebten Peter Paul Rubens ablehnt“, so Touristiker in einem offenen Brief, den auch diverse Museen unterzeichnet haben.
„Es kann doch nicht so schwer sein, kulturelles Erbe von bloßer Nacktheit zu unterscheiden“, meint Peter De Wilde, CEO von Toerisme Vlaanderen. Dass Facebook-Zensoren genau daran aber offenbar doch häufig und kläglich scheitern, sei für Museen gerade in der Region Flandern, wo flämische Meister nun einmal das Zugpferd schlechthin sind, problematisch. Immerhin werben auch Kultureinrichtungen auf Facebook – und das bevorzugt mit Aufnahmen ihrer besten Stücke, was bei manchen Werken alter Meister unglücklicherweise etwas zweideutig ausfällt.
Aber Angriff ist die beste Verteidigung. Flanderns Tourismuswerber nehmen die Zensur-Diskussion mit einem ironischen Video werbewirksam aufs Korn. Darin ist zu sehen, wie Social-Media-Inspektoren des „fbi“ im Rubenshaus jene „Nacktschauer“ von den Bildern fernhalten, die einen Facebook-Account haben. Denn modernes soziales Medium vertrage sich einfach nicht mit altmodischem Akt. Nur jene, die keinen Social-Media-Account haben, dürfen stehen bleiben vor den Rubens-Schinken. (pte)