Babykino
STICH-WORT
13/02/17 „Es muss sich niemand Sorgen machen jemand anderen zu stören denn schließlich sitzen wir alle im gleichen Boot“, schreibt Katrin Eckerstorfer in ihrem Blog GoWithTheFlo. Das Boot schwankt nicht, es ist ein Kino. Und der „Störfaktor“, der hier keiner ist, sind Babys. Salzburger Kinos entdecken gerade eine neue Zielgruppe: Junge Leute mit Baby.
Von Reinhard Kriechbaum
Die Babys sind hier aus dem Schneider. Im Gegensatz zu Theaterleuten, die schon die ganz Kleinen zur Kultur hinführen wollen, bleiben die Babys im Kino vor postnataler Kulturpädagogik verschont. Zielgruppe sind die jungen Eltern, die eingeladen sind, ihren Nachwuchs ins „Babykino“ mitzunehmen. „Ideal ist es natürlich, wenn die Kleinen gerade ein Schläfchen machen, denn dann hat man wirklich einen ganz entspannten Besuch im Kino“, schreibt Katrin Eckerstorfer. Aber das spielt's eben nicht immer.
Das Mozartkino hatte die Nase vorne, dort hat man mit dem Babykino im Jänner begonnen (der nächste Termin dort ist am 20. Februar (9.30 Uhr), gezeigt wird die Krimikomödie „Vier gegen die Bank“ mit Til Schweiger und Michael „Bully“ Herbig. Die Einschränkung „Ab 10 Jahren“ gilt also nicht für Babys, die alterslimit-mäßig als unter der Wahrnehmungsschwelle liegend eingestuft werden.
„Baby-Kino, das heißt, im Kinosaal wird es nicht ganz finster sein. Auch die Lautstärke wird leiser sein als gewöhnlich. Vor dem Saal werden Sie eine Wickelstation finden, und eine Mikrowelle sowie einen Wasserkocher. Eltern, die mit Kinderwagen kommen, können über den Seiteneingang stufenlos in den Kinosaal; es ist Platz für 10 bis 15 Kinderwägen. Ideal ist es mit Tragetuch zu kommen, da sich so Platzprobleme vermeiden lassen.“ So weit die Ankündigung der Mozartkino-Betreiber. „Maximal Kapazität 40 Babys“, heißt es. Kinder bis 4 Jahre haben freien Eintritt. Das ist ein interessantes Alter, denn die sind schon hell im Kopf und können sich schon ihre Gedanken über Bankräuber und dergleichen anstrebenswerte Berufsziele machen.
Auf der anderen Salzachseite schläft man auch nicht: „Unter dem kecken Titel Baby@DAS KINO“ (so die Presseaussendung) lädt man künftig dieselbe Zielgruppe eben dorthin, an jedem dritten Mittwoch im Monat um 10 Uhr. „Das Licht im Kinosaal bleibt leicht gedimmt, der Filmton ist etwas leiser als in gewöhnlichen Vorführungen. Ausreichend Platz für Kinderwägen und ein Wickelplatz ermöglichen für Eltern und Baby einen genussvollen und stressfreien Kinobesuch“, verspricht man auch dort.
Achtung auf den subtilen Humor bei der Auswahl des ersten Films, „Was hat uns bloß so ruiniert“, am 15. Februar. Die Filmemacherin Marie Kreutzer erzählt von drei befreundeten Paaren, drei Kindern und einer Überzeugung: „Man muss nicht notgedrungen zu Spießern verkommen, wenn man ein Kind bekommt.“ Die Regisseurin in einem Interview: „Der Film soll ein witziges und berührendes Porträt einer Generation und eines Milieus sein, das so typisch für die Großstädte unserer Zeit ist.“