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Das Wunschkonzert wird zum Ereignis

FESTSPIELE / GUSTAV MAHLER JUGENDORCHESTER

25/08/25 Als hätte man den ganzen Sommer genau darauf gewartet! Auf den mitreißenden Schwung der Leonoren-Ouvertüre und die begründet vermittelte Ahnung besserer Welten durch das Parsifal-Vorspiel. Ein Traum. Aber erst zusammen mit Schönberg und Nono wurde das Wunschkonzert zum Ereignis.

Von Heidemarie Klabacher

Es ist immer wieder ein Höhepunkt im Konzertprogramm! Der Auftritt des Gustav Mahler Jugendorchesters unter der Leitung von Ingo Metzmacher am Samstag (24.8.) in der Felsenreitschule war ein Musterbeispiel für ein ausgeklügeltes Programm und dessen mitreißende Wiedergabe. Es waren alle Bestandteile für ein wahres „Wunschkonzert“ vorhanden. Beethovens Ouvertüre zum Trauerspiel Coriolan und dessen Ouvertüre Nr. 3 zur Oper Leonore im ersten, sowie im zweiten Teil des Abends Richard Wangers Vorspiel zum Bühnenweihfestspiel Parsifal und daraus der Karfreitagszauber.

Die Wiedergaben waren mitreißend, musikantisch, von einer Klangpracht, die durch den präzise analysierenden Blick von Ingo Metzmacher noch gesteigert wurde. Die Dunkelheiten der Coriolan- und ganz besonders der Überschwang der Leonoren-Ouvertüre waren die Beethoven-Momente dieser Festspiele. Wagner ist in Salzburg im Sommer nicht endimisch, da freut man sich über jedes Siegfried-Idyll, jedes Wesendonck-Lied. Nun zu sagen, Vorspiel und Karfreitagszauber hätten den Parsifal ersetzt, wäre kühn. Besser wohl zu sagen, die so prachtvolle wie dekliate Wiedergabe durch das Gustav Mahler Jugendorchester unter Metzmacher entfachte den dringenden Wunsch nach „mehr“.

Nun war es eben nicht „mehr Wagner“ oder „mehr Beethoven“, die den Abend zum Ereignis machten, sondern, jeweils dazwischen, Schönberg und Nono. Ohne Zwischenapplaus – das Kunststück gelang tatsächlich dank der von Metzmacher aufgebauten Spannung – ohne Unterbrechung also erklangen zwischen den beiden Beethoven-Ouvertüren Arnold Schönbergs Fünf Orchesterstücke op. 16 und zwischen den beiden Wagner-Nummern von Luigi Nono A Carlo Scarpa, architetto, ai suoi infiniti possibili für Orchester.

So plausibel waren die Übergänge, so klangvoll musiziert die – zugegeben überaus klangsinnlichen – zeitgenössischen Stücke, dass die beiden Werkfolgen wirkten, wie aus einem Guss. Die Streicher und Streicherinnen (beim GMJO geht es allein angesichts der grandiosen ersten und zweiten Geigerinnen in hoher Überzahl wirklich nicht mit dem generischen Maskulinum) entfalteten einen Geigensound, der seinesgleichen nur bei der namhaftesten Konkurrenz findet. Die jungen Bläser, Holz und Blech, geben ein Nivau vor, das auch in Wien oder Berlin als „hoch“ anzusehen ist. Sprich: Ganz einfach überwältigend. Das Publikum in der Felsenreitschule jubelte, dass die noch immer für die Oper Der Spieler herumhängenden Roulett-Luster ins Rotieren kamen.

Bilder: SFS / Marco Borrelli

 

 

 

 

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