asdf
 

Perfekte Show

FESTSPIELE / LIEDERABEND / GARANČA / MARTINEAU

21/08/24 Lieder sollen bewegen? Im Pianissimo zu Tränen rühren? Das ist eine Möglichkeit. Dass es auch mit großer Geste und noch größerer Show geht, zeigt Elīna Garanča. Dass man dabei mehr über die Outfits der Sängerin, mehr über Kleiderschnitt, Plisseefalten und Stoff- statt Stimmführung nachdenkt, ist halt so.

Von Heidemarie Klabacher

Alles sitzt. Jedes Haar. Jede Kleiderfalte. Fast jeder Ton. Die „beredten“ Gesten ausdruckstarker Hände sagen fast alles. Da ist nichts nötig außer Schönklang, welcher in hohem Maße vorhanden ist: Elīna Garanča lieferte am Dienstag (20.8.) mit großen post-romantischen Liedern eine, abzüglich Textdeutlichkeit und Tiefgang, effektsichere Performance im Großen Festspielhaus.

Ihr voluminöser Stimmklang wurde mit seinen bekannten Qualitäten perfekt zur Schau gestellt. Dass so mancher Vokal aus zwei bis drei weiteren Vokalen zusammengesetzt wird (so wie Steirer in „Leoben“ auch „a“ und „u“ unterzubringen wissen) und aus „kalt“ eine Art „kault“ wird? Egal. Fällt nur in deutschen Liedern auf, und diese waren in der Minderzahl. Die Werkwahl war abwechslungsreich und ambitioniert. Mit Liedern von Komponisten ihrer lettischen Heimat, die sie in Salzburg zum ersten Mal gesungen hat, setzte Elīna Garanča nicht nur ein Zeichen der Solidarität und Wertschätzung.

Tatsächlich präsentierte sie mit Liedern von Jāzeps Mediņš (1877-1947), Alfrēds Kalniņš (1879-1951), Jānis Mediņš (1890-1966) und Jāzeps Vītols (1863-1948) große „romantische“ Liedkunst quasi auf einer zeitlichen Linie (und durchaus auch auf einer vergleichbaren Qualitäts-Ebene) mit Richard Strauss, Henri Duparc und Sergei Rachmaninoff.

Wie delikat Malcolm Martineau Stimmungen vorzubereiten, zu tragen, zu differenzieren weiß, kommt weniger heraus, weil er auf die Begleiter-Funktion reduziert und weil nach jedem Lied bereits in den Nachklang hinein geklatscht wird. Wenn eins besonders opernmäßig endet, auch gern gleich in den Schlussakkord. Wie etwa nach Richard Strauss' Befreit oder nach Henri Duparcs großem wundersam tragischen Lied Au pays où se fait la guerre, das vom Land erzählt „wo man Krieg führt“.

Bilder: SFS / Marco Borrelli (1); dpk-klaba (1)

 

 

 

 

 

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014