Mozart-Glück pur
FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / MANZE
18/08/24/ Es gibt sie noch. Die Momente in Salzburgs sommerlichem Festspielgeschehen, die längst vergangene Zeiten in Erinnerung rufen. Die von Andrew Manze geleitete Mozart-Matinee mit dem Solistenduo Clara-Jumi Kang und Timothy Ridout war so ein Moment.
Von Horst Reischenböck
Weiland Festspiel-Präsident Bernhard Paumgartner hatte, als er die Mozart-Matineen ins Leben rief, im Sinn, damit dem Publikum auch „Nischenprodukte“ des Genius loci als kennens- und vor allem hörenswert näher zu bringen. Wie beispielsweise das späte halbe Dutzend in Prag entstandener Deutscher Tänze KV 509, das – noch ehe ein einziger Ton erklungen war – bereits Fröhlichkeit in die Gesichter des willfährig agierenden Mozarteumorchesters zauberte. Mozart als bekannt leidenschaftlicher Tänzer hat damit seinem damaligen wie heutigen Publikum ein Füllhorn leidenschaftlicher abwechslungsreicher Melodien geschenkt, die spontan in die Beine gehen. Vor allem wenn sie so facettenreich differenziert Detail-getreu vor Ohren geführt werden wie bei der Matinee am Samstag (17.8.) im Großen Saal des Mozarteums.
Andrew Manze, mit den lokalen Musikerinnen und Musikern hinlänglichst vertraut, stellte im Anschluss daran Wolfgangs Sinfonia concertante Es-Dur KV 320d (364) in den Blickpunkt des Geschehens und der Aufmerksamkeit: Jenes grandiose Opus, mit dem er Werke seiner Zeitgenossen, die er auf seiner letzten Paris-Reise kennen gelernt hatte (und die nicht zu Unrecht dem längst Orkus des Vergessens anheim fielen), weit in den Schatten stellte. Die das sanft lyrisch gespielte Andante umrahmenden Allegro- und Presto-Sätze wurden von der koreanischen Geigerin Clara-Jumi Kang mit spontan anspringender Vitalität musiziert. Der Brite Tymothy Ridout bot mit seiner Viola als Kontrast dazu mitunter eher robust differenzierende Klangfarben. Ein Herz und eine Seele verströmten sie im emotional tief berührenden c-Moll-Andante. In dessen Stimmung glauben Musikologen Reminiszenzen an den Tod der Mutter herauszuhören, obwohl Ähnliches bereits im Jenamy-Klavierkonzert KV 271 durchschimmert.
Wie schön, dass Mozart mit dem für Freund Michael Haydn komponierten Adagio C-Dur aus seinem Duo KV 423 gleich eine passende Zugabe parat hielt. Damit war die Brücke zum Divertimento F-Dur- KV 125c (138) geschlagen – und von Manze spritzig serviert. Zum Abschluss dann die Funken sprühende „Pariser“, jener D-Dur-Dreisätzer KV 300a (297), in dem sich, nebst prächtig geblasenen Inventionshörnern und Naturtrompeten, die Freude an den in Salzburg weiland nicht vorhanden gewesenen Klarinetten manifestiert. Ein lebhaft bedankter positiver Ausklang in einen sonnen-durchfluteten Mittag.
Bild: SFS / Marco Borrelli