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Im Freiflug überm Sternenzelt

FESTSPIELE / JORDI SAVALL / BEETHOVEN

10/08/24 Die Konzertmeisterin macht einen tiefen Knicks vor dem Dirigenten. Innerlich knickst man mit. Es ist Jordi Savall! Da macht es auch – fast – nichts, dass die Achte Beethoven ein wenig im Freiflug dahergekommen und die Neunte vom Chor gerettet worden ist.

Von Heidemarie Klabacher

Jordi Savall und Le Concert des Nations beendeten also ihren Beethoven-Zyklus bei den Festspielen. Nach dem Konzert am Freitag (9.8.) im Haus für Mozart brannte die Frage, ob andere Orchester/Dirigenten für den Beethoven-Job nicht doch geeigneter wären.

Der Streicherklang in der Achten – sprich Symphonie Nr. 8 F-Dur op. 93 – war über die längsten Strecken diffus und ohne Strahlkraft. Die Holzbläser hasteten ihren Einsätzen hinterher, eh um meist doch noch zurecht zu kommen. Zögernd und diffus kamen die coolen Dissonanzen schon ganz zu Beginn. Die Blechbläser schmetterten munter im Freiflug. Es wären nicht „die Spanier“, wenn es nicht auch Momente überzeugend aufgebauter Spannung oder reizvolle Riterdandi gegeben hätte. Immer effektvoll natürlich die martialischen Tutti-Passagen, besonders im vierten Satz. Was Hoffnung auf die Neunte machte.

Die Erwartungen erfüllten sich dann mit der Symphonie Nr. 9 d-Moll op. 125 zu einem Gutteil. Der Streichersound war knackiger, da und dort fast brillant, das gemeinsame Toben und Aufbegehren machte gehörigen Effekt. Im zweiten Satz kämpften auch die Bläser weniger. Geprobt? Der Rhythmus war natürlich ganz von Jordi Savall'schem Temperament. Der überirdische dritte Satz hatte überirdische Momente besonders dank der Soloklarinette. Der Streicherklang ging nur alsbald wieder in die Breite statt strahlend und konzis in die Höhe. Dass „alte“ Blechblas-Instrumente kicksen müssen, ist schon lang nicht mehr die reine Lehre.

Mit Auftrittsapplaus bedacht wurden Chor und Solisten. Aber sie hatten es verdient, wie sich nachher bestätigen sollte. La Capella Nacional de Catalunya, einstudiert von Lluís Vilamajó, kam in Stimmgruppen von jeweils neun Personen. 36 Sängerinnen und Sänger sind für den Finalsatz der Neunten Beethoven nicht viel. Und siehe da: Klarer, präziser und strahlender hat man den Chorpart tatsächlich noch nicht so oft gehört. Der vergleichsweise kleine Freuden-Chor machte wahre Freude. Das Solistenquartett bildeten Lina Johnson, Olivia Vermeulen, Martin Platz und Manuel Walser: Sie gaben ihre Parts elegant und „gesanglich“, schienen weniger als viele vor ihnen mit Beethovens brutaler Stimmbehandlung zu kämpfen. Sie schenkten im Klang von La Capella Nacional de Catalunya glaubwürdige Momente über'm Sternenzelt.

Bilder: SFS / Marco Borrelli

 

 

 

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