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Abschiedsgedanken und Aufschwung

FESTSPIELE / KAMMERKONZERT / WIENER PHILHARMONIKER

09/08/24 Weltklasse-Klangkörper verdanken ihr exorbitantes Können nicht zuletzt der Tatsache, dass sie auch in kleiner Besetzung Außergewöhnliches leisten. Das bewiesen Wiener Philharmonische Streicher und die Pianistin Yulianna Avdeeva mit Schnittke und Bruckner.

Von Horst Reischenböck

Konzertprogramme müssen nicht zeitlich überbordend sein. Gut sechzig Minuten plus Pause tun’s auch. Vor allem, wenn die Musik so intensiv ausgelotet und absolut festspiel-würdigdargeboten wird Donnerstag (8.8.) im dafür idealen Großen Saal des Mozarteums: Auf dem Programm standen Alfred Schnittkes Klavierquintett und Anton Bruckners Streichquintett F-Dur WAB 112. Neben Yulianna Avdeeva bewiesen sich zunächst Volkhard Steude und Katharina Engelbrecht Violine, Sebastian Führlinger Viola, und Edison Pashko Violoncello, alle erst jüngeren Datums bei den Wiener Philharmonikern. Zart der Einsatz Yulianna Avdeevas am Bösendorfer, von den Streichern im gleichen Geist subtil weitergeführt – bewegend Alfred Schnittkes 1972 entstandene Moderato anhebende Klage über den Tod der Mutter.

Vier Jahre dauerte es, bis ihn Gedankensplitter In tempo di Valse wenn auch kaum zum Tanz so doch zur Weiterführung animierten, um einen ersten Teil des Klavierquintetts abzuschließen. Als zweiten Satz verschränkte er das Quartett der Streicher über pochende tiefe Herz-Töne des Flügels, um nach einer kurzen Lento-Episode das Finale im Geist des Anfangs verdämmernd ausklingen zu lassen.

Äußerlicher dramaturgischer Bezugspunkt, warum dieses zum ersten Mal im russophilen Umfeld zu Festspielwürden gekommene Werk des viel zu wenig gespielten Schnittke programmiert wurde, war dessen Besuch im Klosters St. Florian 1977: Dieser hatte ihn zu seiner zweiten Sinfonie und damit zur gedanklichen Querverbindung zu Anton Bruckner inspiriert.

Abgesehen von einem Streichquartett aus der Studienzeit, schuf Bruckner mit dem Quintett F-Dur WAB 112 ein geradezu epochal aus dem damals zeitgenössischen Schaffen herausragendes Werk. Entstehung, rund hundert Jahre vor Schnittke. Auftraggeber war der berühmte Primarius des nach ihm benannten Quartetts, Joseph Hellmesberger der Ältere.

Licht und freundlich versammelte sich die um den Bratschisten Robert Bauerstatter, der sich dann auch bald prompt zu Gehör meldete, erweiterte Besetzung zum Einsteg in das melodische 3/4-Takt-Thema. Das Scherzo hob ähnlich beschwingt, ja verschmitzt an, ehe das gewichtige, an dritter Stelle stehende Adagio – wie auch das Finale – fast orchestrale Klangfarben und Fülle verströmten. Die Festspiele dauern noch, dennoch ist man versucht zu sagen – das kammermusikalische Erlebnis dieses Salzburger Sommers! Nur schade, dass die Zugabe nochmals das Scherzo und nicht Bruckners alternatives Intermezzo war.   

Bilder: SFS / Marco Borrelli

 

 

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