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Ein Ereignis jagt das andere

HINTERGRUND / FESTSPIELE / DER SPIELER

07/08/24 „Es geht es um einen wütenden jungen Charakter, der eine Generation repräsentiert, die sich gegen das vorherrschende Establishment auflehnt, die ein System in Frage stellt, in dem Regierung und Kapitalismus alles zerstören.“ Geschwindigkeit und Direktheit von Prokofjews Musik seien „allenfalls mit Mozarts Le nozze di Figaro vergleichbar“, sagt Peter Sellars.

„Wie bei Mozart gibt es bei Prokofjew kaum Pausen. Ein Ereignis jagt das andere. Tragödie und Komödie, die Höhen und Tiefen des Lebens liegen ganz nah beieinander. Am Ende ist die Liebe das, was allein zählt“, sagt Sellars über das Werk und dessen schnelle Szenenabfolge mit ebenso schnell wechselnden Auftritten neuer Charaktere.

Sergej Prokofjews erste Oper Der Spieler ist gleichzeitig die erste Oper überhaupt nach einer literarischen Vorlage Dostojewskis. Regie führt Peter Sellars. Die musikalische Leitung hat Timur Zangiev, der mit dem Spieler sein Salzburg Debüt gibt. Stars sind Asmik Grigorian und Sean Pannikar.

Für Asmik Grigorian ist es die erste Zusammenarbeit mit Sellars: „Er sagt niemals Ich denke oder Ich glaube, sondern immer Ich fühle.“ Und Sean Panikkar sagt, durch Sellars „Augen würden die schwer durchschaubaren Beziehungen der Figuren zueinander verständlich gemacht“.

Der Regisseur, Dauergast in Salzburg, schätzt die Arbeitsbedingungen hier: „Von Anfang an startet man hier – sei es in Bezug auf die Künstler oder die Bühnengestaltung – auf einem unglaublich hohen Niveau. Das ist der Grundstein für qualitativ hochwertige Arbeit und eröffnet einem zusätzliche künstlerische Freiheiten.“ Das Werk schlage einen Bogen, in die heutige Zeit. „Etwa siebzig Jahre lang lag das Stück brach. Zu Zeiten der Sowjetunion fiel all das, was es an Kreativität, Erotik und wirtschaftlicher Kritik enthält, der Zensur anheim. All diese Aspekte können wir jetzt wieder frei atmen lassen.“ Der dem Werk innewohnenden Generationenkonflikt lasse sich mit den verhältnismäßig jungen Künstlern dieser Besetzung besonders überzeugend darstellen.

Die Partie der Polina, sagt Asmik Grigorian, sei für sie nicht ganz so fordernd wie die „Lady Macbeth, Salome oder die Il trittico-Rollen, die ich Salzburg gesungen habe“. Auch müsse sie die Sprache nicht extra erarbeiten.

Über die vermeintliche Sprachbarriere des Russischen bzw. dessen Klanglichkeit in der Musik sagt Sean Panikkar: „Ich kann zwar weder Russisch sprechen noch Kyrillisch lesen, dank einer guten Transliteration, guten Coachings und viel Übung ist es aber möglich, sich dies alles anzueignen.“ Mit Dirigent Timur Zangiev, der sein Debüt sowohl in Salzburg als auch am Pult der Wiener Philharmoniker gibt, hat Asmik Grigorian bereits früher zusammengearbeitet. „Trotz seines noch jungen Alters ist er schon ein sehr erfahrener Dirigent. Er kennt jedes Detail.“

Was Sellars dem Publikum in seiner Inszenierung mitgeben will? „Ein einzelner Aspekt lässt sich da schwer herausgreifen. Es geht immer darum, sich selbst zu finden und sich Dinge bewusst zu machen, die man vielleicht schon länger in sich getragen, aber bisher noch nicht erkannt hat – darum, sich in neue Sphären zu begeben.“ Der Regisseur betont die Einzigartigkeit der Felsenreitschule als Spielstätte: „Man ist dort nicht einfach in einem Theater – man ist dort in einer Art anderen Sphäre. Aus diesem Grund arbeite ich dort so gerne.“ (PSF/dpk-klaba)

Sergej Prokofjew, Der Spieler – Premiere in der Felsenreitschule ist am 12. August, Aufführungen bis 28. August – www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: SF / Leo Neumayr

 

 

 

 

 

 

 

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