asdf
 

Aktuell wie eh und eh - die Antike

SALZBURG MUSEUM / VORSCHAU

17/01/13 Wie Zeus auf seiner Wolke sitzt der „Denker“ von Rodin auf seinem Sockel im Albertinum der Dresdner Skulpturensammlung – und blickt nachdenklich hinunter in das Wiener Atelier des 1961 geborenen Künstlers Lois Renner. Wie das? Lois Renner hat ein Miniaturmodell seines eigenen Ateliers persönlich in die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden hinein gerollt – und die Perspektiven gehörig ins Wanken gebracht.

Von Heidemarie Klabacher

Plötzlich sieht man sich selbst auf die Wolke versetzt – und blickt zusammen mit zahlreichen barocken, klassischen und sonstigen Statuen ebenfalls hinunter auf die kleine Wiener Werkstätte. Der Betrachter ist plötzlich unter die Kunstwerke geraten… Die roten Buchstaben N, N und E an der Fassade sind Teil des Namens des Künstlers, der das Ganze inszeniert, hat.

Für die Ausstellung „de skulptura“ arbeitet das Salzburg Museum mit der Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zusammen. Gezeigt wird die Schau „Über Skulptur“ von 25. März bis 30. Juni in der Kunsthalle des Salzburg Museum: Insgesamt 19 Werke aus der Dresdner Skulpturensammlung werden dafür als Leihgaben nach Salzburg kommen. Darunter ein antiker männlichen Torso, römische Kaiserporträts, Statuetten aus der Renaissance und dem Barock, Werke aus dem 19. Jahrhundert und ein Torso von Auguste Rodin.

Zu diesem „exemplarischen Parcours durch die Geschichte der Skulptur“ kommt aber auch ein Aspekt aus der Gegenwart: „Wie reagieren Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart auf die Kunst der Vergangenheit?“ Martin Hochleitner, seit September 2012 Direktor des Salzburg Museum, hat Künstlerinnen und Künstler eingeladen, auf die Skulpturen in der Dresdener Sammlung zu „reagieren“. Damit ist die Dresdner Skulpturensammlung selbst zum Thema künstlerischer Auseinandersetzung – und zugleich der Vermittlungsansatz des neuen Direktors - exemplarisch deutlich geworden.

Die Schau „de skulptura“ ist neben dem Antike-Schwerpunkt im „Archäologieherbst“ die Hauptattraktion der Saison. Bei der Pressepräsentation des Ausstellungsprogramms 2013 hat Direktor Martin Hochleitner mittels kurzer Video-Dokumentation gezeigt, wie der Künstler Lois Renner „reagiert“ hat: eben mit jenem maßstabgetreuen Modell seines eigenen Ateliers, das Renner quasi als als Ausstellungsraum im Ausstellungsraum vor die Kunstwerke in Dresden geschoben hat.

Diese Installation oder Intervention ergab – zumindest im kurzen Video - reizvoll bizarre Verfremdungs- oder Kippeffekte. Die daraus entstehenden Arbeiten Renners werden im Rahmen der der Ausstellung „de skulptura“ gezeigt werden. Ebenfalls zur Auseinandersetzung mit den Dresdener Skulpturen eingeladen wurden Stépahane Couturier (*1957), Katharina Gaenssler (*1974), Katharina Mayer (*1958).

Eine weitere Auseinandersetzung zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler mit Archäologie und Antike ist die Schau „Archäologie?! Spurensuche in der Gegenwart“, die von 19. Oktober bis 16. März 2014 Teil des Archäologie-Schwerpunktes sein wird. Diese Themenausstellung zeigt Kunstwerke, die ebenfalls Archäologie und Gegenwartskunst miteinander verbinden. Beteiligte Künstlerinnen und Künstler sind Peter Dressler, Mark Dion, Hans-Peter Feldmann, Aurelia Mihai, Anne und Patrick Poirier, Lisl Ponger, Simon Wachsmuth und Clemens von Wedemeyer. Diese Ausstellungen werden alle in der Kunsthalle im Tiefgeschoss des Salzburg Museum gezeigt. Dort ist von 21. Juli bis 6. Oktober auch die Schau „Gottfried Salzmann retrospektiv“ zu sehen.

In der Säulenhalle im Erdgeschoss gibt es drei Ausstellungen zu drei namhaften Salzburger Persönlichkeiten: „Robert Jungk. Weltbürger und Salzburger“ (1. März bis 2. Juni), „Lotte Ranft. Farbe und Volumen“ (29. Juni bis 1. September) und „Anton Aicher. 100 Jahre Salzburger Marionettentheater“ (27. September 2013 bis 2. März 2014). Diese Personalen setzen die erfolgreiche Reihe „Salzburg Persönlich“ fort.

Das Salzburg Museum ist ja ein Museum mit vielen Häusern: Im Panoramamuseum, wo derzeit noch die Trapp-Ausstellung zu sehen ist, wird es ab 29. November wieder eine Krippen-Ausstellung geben. Das Spielzeugmuseum, „inzwischen zu drei Vierteln fertig umgebaut“, wird von 15. Juni 2013 bis 15. Juni 2014 die Sonderschau „Gesellschaftsspiele im Wandel der Zeit“ präsentieren. Im Volkskunde Museum Monatsschlössl Hellbrunn wird die Ausstellung „Die Salzburger Metzger. Handwerk und Brauchtum“ am 1. April wieder aufgenommen.

Das Keltenmuseum, das über eine „Betriebsvereinbarung“ auch inzwischen zum Salzburg Museum gehört, zeigt im Rahmen des Archäologie-Schwerpunktes, was „Wirklich wichtig“ ist: „Archäologische Highlights erzählen ihre Geschichte“ ist der Untertitel der Schau mit Exponaten aus dem Keltenmuseum und dem Salzburg Museum. „Teils sind sie international beachtete und ausgestellte Belege für die Ur- und Frühgeschichte sowie die Kultur der Kelten und der Römer im Siedlungsraum Salzburgs. Manches wird auch nur im Depot verwahrt und besitzt dennoch einen hohen Stellenwert für das Wissen um die Vergangenheit.“

Damit junge Menschen nicht nur für eine Führung von eineinhalb Stunden ins Museum geschleppt werden, sondern eine Beziehung zum Museum und seinen Objekten aufbauen können, gibt es wieder einen Schülerwettbewerb im Rahmen der Ausstellung „Ars Sacra“ (die wegen des überragenden Erfolges und wegen des Mangels an Geld für eine neue große Ausstellung um ein Jahr verlängert wird). Gefragt war diesmal kreativer Umgang mit mittelalterlichem „Outfit“. Die Entwürfe sind schon eingetroffen. Sie seien sehr vielversprechend und würden demnächst der Jury vorgelegt, berichtete Chefkurator Peter Husty: Unter dem Titel „Schuhschick“ werden die originellsten Arbeiten von 12. April bis 2. Juni im Salzmannsaal des Salzburg Museums gezeigt. (Wird fortgesetzt)

www.salzburgmuseum.at
Bilder: dpk-klaba
Zum DrehPunktKultur-Bericht Neue Schätze im Haus, alte Leichen im Keller

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014