Domenico Artaria und seine Gemahlin
DOMQUARTIER / SCHENKUNG
23/07/24 Artaria. Das ist ein klingender Name in der mitteleuropäischen Musikwelt, vor allem der Wiener Klassik. Wessen Werke bei Artaria herauskamen, der wurde wahrgenommen von der erstarkenden bürgerlichen Musikkultur. Mozart, Haydn, Beethoven, Schubert wurden bei Artaria verlegt.
Von Reinhard Kriechbaum
Nun kann man einen aus der verzweigten Familie der Artaria und seine Frau im DomQuartier bewundern: Domenico (II) Artaria und seine Frau Anna Maria, zwei großformatige Porträtbilder von Peter Krafft aus den Jahren 1816 und 1818. Über zweihundert Jahre waren sie in Familienbesitz der Artaria-Nachkommen, zuletzt des in Stuttgart wirkenden Kunsthistorikers Edgar Hertlein. Sein Kunsthistoriker-Kollege Prälat Johannes Neuhardt hat es eingefädelt, dass Hertlein nun diese beiden Bilder der Residenzgalerie geschenkt hat. „Ein bemerkenswerter Akt bürgerlichen Mäzenatentums“, schwärmt DomQuartier-Leiterin Andrea Stockhammer.
Recht kommod schaut er drein, dieser Domenico Artaria, lässg legt er den rechten Arm über die Stuhllehne. Ob's ein Firmenbuch mit zufriedenstellenden Bilanzen ist, das er in Händen hält? Seine Frau trägt viel feine Spitze und eine auffallende Kopfbedeckung mit weißen Federn. Gut situierte Geschäftsleute, die auch zu repräsentieren wussten.
Werden solche Bilder restauriert, kann es im Kleinen Überraschungen geben. Die nun sichtbare Signatur lautet auf Peter Krafft, und so hat dieser Parade-Porträtist des Wiener Biedermeier tatsächlich immer unterzeichnet. Irgendwann um die Wende zum 20. Jahrhundert aber wurde ihm in der Kunstgeschichtsschreibung zusätzlich der Vorname Johann angedichtet.
Peter Krafft (1780-1856) hat vom Kaiserhaus über den Adel bis ins gehobene Bürgertum viele Menschen porträtiert. Er betätigte sich auch als Historienmaler und leitete ab 1828 die Kaiserliche Gemäldegalerie im Oberen Belvedere. Dort widmete er sich obendrein der Wiederherstellung des damals verwahrlosten Schlossgartens.
Die weit verzweigte Familie Artaria betrieb unterschiedliche Handelsunternehmen in Mainz, Mannheim und Wien. Zum Handel mit Kupferstichen, Veduten, optischem Gerät und mechanischen Waren kam als wesentlicher Zweig der Handel mit Musikalien. Es gibt den einen oder anderen Salzburg-Bezug zur Familie Artaria, nicht nur dass Mozarts Idomeneo dort gedruckt wurde. Ein Enkel der Porträtierten ließ sich in Salzburg nieder, war hier in militärischer Funktion tätig. Der Letztbesitzer der beiden Porträts, Universitätsprofessor Edgar Hertlein, war mit einer Ärztin verheiratet, die väterlicherseits aus der Verlegerfamilie Artaria stammte.
Die beiden Porträts von Peter Krafft werden jetzt in sehr prominenter Umgebung präsentiert: In einem kleinen Raum mit Rembrands Betender alten Frau (dem mit Abstand wertvollsten Bild in der Residenzgalerie) und mit Ferdinand Waldmüllers Kindern im Fenster.
Bilder: DomQuartier / RGS / Ghezzi