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Es ist anders, als man vielleicht glaubt

KUNSTVEREIN / AGNIESZKA POLSKA

17/07/13 Was mag es wohl mit dem über einem Sockel schwebenden Ei auf sich haben? Hat sich ein Konzeptkünstler als Hobby-Illusionist betätigt? „Levitating Egg“ ist eine Fotoserie der jungen Polin Agnieszka Polska.

060Für diese Fotocollagen gilt, was man überhaupt beim Betrachten der Arbeiten von Agnieszka Polska beherzigen sollte: Die Dinge sind oft ziemlich anders, als sie auf den ersten Blick hin scheinen. Auch ein zweiter Blick reicht oft nicht aus, um die falschen Zeit-Fährten zu durchschauen, die die 1985 in Lublin geborene Künstlerin legt.

In „Levitating Egg“ zum Beispiel geht es um imaginäre Kunstwerke, die in der Realität nie existiert haben. Agnieszka Polska bearbeitete alte Fotografien, indem sie ihren Kontext und Inhalt leicht veränderte, aber den „alten“ Charakter erhielt. Dank der perfekt imitierten Vintage-Ästhetik können diese hypothetischen Werke vom Betrachter für echt genommen werden. Man könnte also Pflanzenreste für Informelle Kunst halten oder eben das schwebende Ei für ein Werk der Konzeptkunst.

061Agnieszka Polskas Arbeitsmaterial sind Illustrationen aus alten Zeitungen, Magazinen und Büchern, die sie animiert und zu traumartig, surrealistisch anmutenden neuen Videofilmen zusammensetzt. Polskas künstlerische Forschung konzentriert sich auf den Aspekt der Erinnerung, etwa an Jahrzehnte zurückliegende Begebenheiten aus der polnischen Avantgarde-Kunst.

Im Jahr 1968 führte W?odzimierz Borowski, ein polnischer Avantgarde-Künstler, in Posen seine Aktion „Sensitization to Colour“ auf. Die malerische und bunte Performance wurde mit Hilfe von Schwarz-Weiß-Fotografien dokumentiert, die Agnieszka Polska nun als Basis für ihre Rekonstruktion diente. Polska hat den Ort des Happenings akribisch nachgebaut und selbst abgefilmt, ihr Material aber nachträglich auf grobkörniges Schwarz-Weiß getrimmt, als habe sie es künstlich altern lassen wollen. Damals und heute überblenden sich. Nur in einigen wenigen Sequenzen blitzt plötzlich Farbe auf, als wolle Agnieszka Polska in Momenten die Künstlichkeit der historischen Distanz markieren.

059Der Videofilm „How the Work Is Done“ erinnert an eine Begebenheit 1965, als Studenten an der Warscaheuer Kunstakademie in einen Schaffensstreik traten.

„All ihren Arbeiten ist ein alchimistischer Zugang zu eigen, der den Fundstücken aus der Geschichte neues verklärtes Leben einhaucht“, erklärt Kunstvereins-Leiterin Hemma Schmutz. „Das Verschüttete und Vergessene entfaltet so in ihren künstlerischen Arbeiten eine neue, unheimliche Präsenz.“

Agnieszka Polska: Pseudowords Hazards. Bis 15.9. im Salzburger Künstlerhaus – www.salzburger-kunstverein.at
Bilder: Kunstverein/Agnieszka Polska

 

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