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Kleider machen Leute machen Kleider

MdM MÖNCHSBERG / RÖCKE TRAGEN

17/02/12 Weibliche Leute vor allem. Den Titel der Schau, "Röcke tragen", hat man bei  Andrea Lumplecker geborgt. Sie hat eine Serie von sieben Bildern so genannt. Auf einem Foto sehen wir weiße Wollstrümpfe, freie Knie und den unteren Saum eines altmodisch gemusterten Rocks.

Von Reinhard Kriechbaum

Die ganze junge Dame stellen wir uns nicht gerade als ein Kind der Ultra-Moderne vor. Natürlich denkt man auch über die Gesamterscheinung nach, wenn auf einem anderen Foto, bei gleichem Bildausschnitt, das Knie nicht mehr frei ist. In den sieben Arbeiten werde, so heißt es, "das 'weibliche' Kleidungsstück Rock als Bedeutungsträger von sozialen Ordnungen und den dahinter liegenden Rollenbildern untersucht". Das ist nahe liegend, denn Kleidung spiegelt auch ein gutes Stück Weltanschauung. Wenn alle dasselbe oder Ähnliches tragen, wenn sie sich die Mode Jahr um Jahr neu diktieren lassen, dann darf man ruhig draus schließen, dass es mit der Denk-Selbständigkeit auch sonst nicht so weit her ist. Ob Damenrock oder Herrenkrawatte: gendermäßig wenig Neues unter der Sonne.

Schade, dass Eva Schlegel eine schlanke, langbeinige Dame in der für sie typischen Unschärfe zeigt. Ihr langer, geschlitzter Rock, der freie Sicht aufs linke Bein öffnet, lockt den Männerblick - womit unsereiner natürlich auf frischer Tat ertappt wird. Kleidung als Botschaft, in diesem Fall gar als Lockmittel? Wer weiß, wie es die fotografierte Dame, vielleicht Besucherin in einem Bad, wirklich meint. Der Rock aus dem Sortiment "Kathy Acher's clothes", den Kaucyila Brooke auf einen simplen Kleiderbügel aus Draht gehängt hat, regt die Fantasie jedenfalls deutlich weniger an.

Zumindest einen Seitenblick wert ist also das Wie der Präsentation von Kleidung. Stoff an Models hat eine ganz andere Attraktivität als solcher an Kleiderpuppen in der Auslage - und in der Rührkiste ist das Letzte an möglichem Reiz dahin. Ganz offensichtlich machen nicht nur Kleider Leute, es muss auch heißen: Leute machen Kleider. Diese (die Leute) sollten was gleichschauen und den Mainstream-Schönheitsvorstellungen entsprechen. Womit wir auch wieder mittendrin wären im Gender-Schlamassel und der gebotenen Political correctness.

Andere Künstler und Künstlerinnen interessieren sich für abgelegte oder vorgefundene Kleidungsstücke. Mögen sie auch "von der Stange" gekauft worden, also massenhaft gefertigte Stücke sein, so sind ihnen die individuellen Spuren ihrer Träger und einstigen Besitzer eingeschrieben. Weitere Facetten, wie etwa kulturspezifische und historisierende Gewandungen, werden innerhalb der Ausstellung ebenso angesprochen wie auch der Aspekt der Uniformierung.

Eine eigenwillige Beobachtung auf einem Foto von Peter Köllerer: Der Neuner scheint elementare Bedeutung bei der Preisgestaltung zu haben, "Prèt a porter" sozusagen von 49.- bis 99.-, Schilling wohl noch, die Aufnahme ist schon älter.

Bis 10. Juni im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg - www.museumdermoderne.at
Bilder: MdM


 

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