Leuchtende Autolack-Veduten
UBR GALERIE / KONRAD WINTER
27/10/11 Wenn dem Betrachter auf den ersten Blick etwas bekannt und auf den zweiten gar noch salzburgisch vorkommen sollte: Dann hat er sich nicht geirrt. „Die ungeheure Stadt“, wie sie Konrad Winter festhält, ist Salzburg.
Von Reinhard Kriechbaum
Manchmal sind es sogar ur-touristische Ansichten, zum Beispiel der Blick vom Imberg hinunter auf die Staatsbrücke. Oft sucht Konrad Winter auf Motivsuche aber auch Gegenden, in die sich Fremde nicht mit gezücktem Fotoapparat verirren würden. Die Sterneckstraße bringen sie bestenfalls Orientierung heischend auf der Anfahrt ins Stadtzentrum hinter sich.
Gebiert auch der Traum von der Stadt Salzburg Ungeheuer? Jedenfalls Stromkabel, die zusammengerollt da liegen, oder – in Gastgärten – gestapelte Stühle. Kaffeehaustische im Tomaselli-Garten oder die Fabriksgebäude mit weißem Qualm, wie ihn die Firma Kaindl nahe dem Kleßheimer Schlosspark in den Himmel pufft. Man darf vor solchen Bildern auch darüber nachdenken, was eigentlich die „Vedute“ anfängt (oder aufhört). Hängt es mehr mit dem Motiv selbst, mit dem jeweiligen Standpunkt des Betrachters oder gar mit der künstlerischen Technik zusammen?
Konrad Winter malt, wenn man es so sagen will, ganz klassisch, mit dem Pinsel. Wenn man an einen Farbauftrag mittels Spraydose denkt, dann eher des Materials wegen. Winter verwendet nämlich Autolack, als Trägermaterial nimmt er Aluminium her. Das macht popig-buntglänzenden Effekt, und zugleich erzielt Winter gleichsam impressionistischen Effekt, denn die Geraden erscheinen nie wie mit dem Lineal gezogen. Manchmal vermeint man, ein vertrautes Motiv wie in einer Wasserbrechung zu entdecken.
Es hat jedenfalls jeder Pinselstrich etwas „Handschriftliches“. Da kann die Balkon-Front eines Plattenbetonbaus poetische Wirkung haben – oder auch das Panorama über die Altstadtdächer etwas eher Ernüchterndes. Jedenfalls: Konrad Winter lädt, nicht ohne Charme, dazu ein, das Zusammenspiel aus Bild und Wirkung zu überprüfen.
