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Wie eine Zeitkapsel

SALZBURG MUSEUM GASTSPIEL / MUSEUMSPAVILLON / GRAFIK

29/08/24 Die Neue Residenz wird umgebaut. Derweil zeigt das Salzburg Museum in seiner Reihe „Gastspiel“ besondere Werke an besonderen Orten in Stadt und Land. Im Museumspavillon steht Grafik im Fokus – mit Werken von Hradil, Steinhart, Wulz & Co. Gezeigt werden endlich auch Werke von Frauen, „die man schon vor siebzig Jahren hätte ausstellen können“.

Neu ist der Standort für das Salzburg Museum nicht. Im Krieg ist das damalige „Carolino Augusteum“ zerstört worden. Im Museumspavillon im Mirabellgarten, damals noch Vogelhaus genannt, wurden von 1952 bis 1968 fünfundvierzig Sonderausstellungen des Salzburg Museums gezeigt. „Der Museumspavillon ist ein besonderer Ort für das Salzburg Museum. Er bot nach dem Zweiten Weltkrieg eine wichtige Ausstellungsmöglichkeit des 1944 durch Bomben zerstörten Museums“, erinnert Martin Hochleitner, der Direktor Salzburg Museums. „Ohne Pavillon hätte es bis in die 1960er-Jahre viele bedeutende Ausstellung des Salzburg Museum zu Kunst und Kultur Salzburgs nicht gegeben.“ Nun kehre man – gottseidank nur umbau-bedingt – an ins „Vogelhaus“ Ort zurück: „Noch dazu mit einer Ausstellung, die die eigene Geschichte reflektiert und auch Fehlstellen in der historischen Ausstellungstätigkeit thematisiert“, so Hochleitner. Die Schau von heute reflektiere Präsentationen von damals, „die zeitgenössischen Künstlern der 50er und 60er Jahre gewidmet waren“ und „deren Arbeiten damals wie heute einen zentralen Stellenwert in der Sammlungsstrategie des Museums einnehmen“, ergänzt Ausstellungskurator Peter Husty.

Für die Hausherrin, Gabriele Wagner, die Leiterin der Stadtgalerien Salzburg, sei die Ausstellung „wie eine Zeitkapsel, die den Blick in eine gar nicht lang zurückliegende Vergangenheit freigibt und doch in eine gänzlich andere Zeit führt“, so Gabriele Wagner bei der Pressepräsentation heute Donnerstag (29.8.) im Museumspavillon. Geblickt werde auf die Hochblüte der grafischen Kunst mit Namen wie Steinhart, Dimai, Hradil, Beutel-Windischbauer, Birkle, Wulz und dem heute völlig unbekannten Ragimund Reimesch, so Wagner. „Prägnant und fein ausgewählt erzählen die authentisch gerahmten Blätter von der eigenen, schönen Stadt, fernen Landschaften, religiösen Themen und Porträts und spiegeln die Interessen einer bürgerlich geprägten Epoche.“ Die Leiterin der Stadtgalerie betont: „Künstlerinnen spielten eine untergeordnete Rolle, stehen ihren männlichen Kollegen in nichts nach, was gerade in dieser Ausstellung deutlich wird.“ Tatsächlich war die einzige Künstlerin, die „dazumal in einer Soloschau präsentiert wurde“, Erli Beutel-Windischbauer.
Der „Unterrepräsentation von Künstlerinnen dieser Epoche, die von der Dominanz männlicher Protagonisten auf dem Kunstmarkt und in den Institutionen geprägt war“, trete die aktuelle Ausstellung mit einer Auswahl von Werken weiblicher Grafikerinnen aus der Sammlung des Salzburg Museum entgegen, „die man schon vor siebzig Jahren hätte ausstellen können, sollen und müssen: Trude Diener-Weixler, Hilde Heger, Hildegard von Jantsch-Kassner, Rosita Magnus, Irma Rafaela Toledo und Veva Tončić-Treuberg.

Raum 1 im Museumspavillon heute gilt den Sonderausstellungen 1954–57. Die zwöflte Sonderschau war – nach dessen Entnazifizierung bzw. der Einstufung als minder belastet – dem Salzburger Grafiker Anton Steinhart gewidme, der nach 1945 äußerst erfolgreich tätig war, so die Ausstellungsmacher heue. Steinhart übergab dem Museum als Gegenleistung für seine zweite Ausstellung 1956 die Grafik Enna mit Ätna in der Abendsonne. Insgesamt besitzt da Salzburg Museum über 150 Blätter von Steinhart, „darunter eine Vielzahl von Motiven der Salzburger Festspiele“. Es folgen große Namen. Ausstellungen galten Albert Birkle, der – im Nationalsozialismus als „entartet“ eingestuft – mit seinen Aufträgen für Glasfenster in der Nachkriegszeit große Erfolge feierte. „Alfred Kubin verbrachte seine Jugend in der Stadt Salzburg und in Zell am See und stand anlässlich seines 80. Geburtstags im Fokus einer Ausstellung und Erich Wulz, der mit über achtzig Werken im Museum vertreten ist, war 1955 in einer ersten Schau präsent“, so Chefurator Husty.

Raum 2 gilt den Sonderaustellungen 1958–1965 mit Werken von Erich Wulz, Rudolf Dimais zum 60. Geburtstag, 1961 Rudolf Hradil. „Erst 1965 wurde mit Erli Beutel-Windischbauer erstmals das künstlerische Schaffen einer Frau im Programm des Museums bzw. im Museumspavillon gewürdigt“, so Peter Husty. „Die Jahresschrift des Museums hielt fest, dass es die weitaus erfolgreichste aller bisher dem Schaffen lebender Künstler gewidmeten Ausstellungen im Museumspavillon war.“ Die Malerin und Grafikerin,  (1922–2014), wurde 1922 in Merseburg Deutschland, geboren. Sie besuchte die Hochschule der Künste Berlin (heute Universität der Künste Berlin) und die Akademie der bildenden Künste in Wien bei Robin Christian Andersen (890–1969). Ab 1944 lebte Erli Beutel-Windischbauer in Salzburg. Sie war tätig als Dozentin für Malerei und arbeitete ab 1974 in einem Atelier im Künstlerhaus. Die Künstlerin starb 2014. Das erste Bild in diesem Text ist Erli Beutel-Windischbauers Aquarell über Bleistift Blick in die Linzer Gasse in Salzburg Richtung Sebastianskirche aus 1945. Vitrinen ergänzen die Schau. Gezeigt werden Einladungen und Kataloge gezeigt, die den Stil der Zeit spiegeln, sowie Dokumente, die die Arbeitsweise demonstrieren, etwa des damaligen Sammlungsleiters für zeitgenössische Kunst, Franz Fuhrmann. (Salzburg Museum / dpk-klaba)

Grafik im Fokus. Hradil, Steinhart, Wulz & Co – Sonderausstellung des Salzburg Museum in der Stadtgalerie Museumspavillon im Mirabellgarten – geöffnet von 30. August bis 20. Oktober montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 15 Uhr – www.salzburgmuseum.at
Bilder: Salzburg Museum; Salzburg Museum / Maurice Rigaud

 

 

 

 

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