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Faxe und Faxen

KLEINES THEATER / EIFERSUCHT

17/10/13 Eigentlich müssten noch drei ziemlich altmodische Geräte, Faxmaschinen, mit aufs Gruppenbild mit Damen. Sie waren so ziemlich das neueste Kommunikationsmittel, als Esther Vilar ihre Erfolgskomödie „EiferSucht“ schrieb. Für drei Faxgeräte.

Von Reinhard Kriechbaum

079Nicht auszudenken, was sich die Frauen alles an den Kopf werfen würden, hätten sie das schnelle E-Mail bei der Hand. Eine Thunderbird-Version des Theaterstücks für drei eloquente weibliche Frustwuchteln hat Esther Vilar 2008 nachgeliefert, aber Anita Köchl, Caroline Richards und Anna Paumgartner setzen im Kleinen Theater auf die charmante Version mit Oldie-Technik. Da ist viel mehr Bewegung möglich: Alle müssen ständig ein paar Schritte hin zum Faxgerät eilen und neues Papier ernten.

Der sprichwörtliche Treppenhauswitz heißt Laszlo. Er geht fremd im eigenen Haus: Im 30. Stockwerk erwartet ihn die vierzigjährige Architektin Yana. In der 19. Etage lauert die 25jährige Studentin und Yoga-Lehrerin Iris auf der Matratze. Auf mittlerer Seehöhe die Rechtsanwältin Helen: Als 55jährige hat sie, wiewohl die “echte“ Ehefrau des Schwerenöters, vermeintlich die schlechtesten Karten.

Die drei Frauen wissen voneinander und schenken sich nichts. Die Eifersucht wird anderthalb Stunden voll ausgelebt, Man schreibt und liest vor. Die Geräte piepsen, die biologische Uhr tickt.

Esther Vilar war in den siebziger Jahren mit ihrem Buch „Der dressierte Mann“ Erzfeindin der aufkeimenden Frauenbewegung. Ein TV-Duell der smarten Bestsellerautorin (und studierten Psychologin) mit Alice Schwarzer ist legendär. Die Frauen kommen auch in „EiferSucht“ nicht wirklich gut weg. Jeder Satz, den sie einander schreiben, hinterlässt Schnitte und Stiche. Noch die netteste Nettigkeit verursacht Rissquetschwunden an der Seele. Der Mann? Über ihn hören wir auch nichts Gutes. Aber weil gleich drei Frauen sich an ihn klammern wie an den sprichwörtlichen Strohhalm, steigt sein Kurswert. Das sei ein bisserl wie auf der Börse, doziert Helen, die Aktie Mann werde entschieden zu hoch gehandelt. Laszlo, die Mobilien-Blase im Hochhaus…

Anita Köchl und Caroline Richards würde man – wären sie Männer – Haudegen im Komödiengeschäft nennen. Anna Paumgartner hält gut mit. Flott gehen die drei zur Sache, die rechte Grimasse zum rechten Zeitpunkt. Ein wenig mehr Zurückhaltung täte vielleicht noch besser zeigen, dass Esther Vilars Stück eine ziemlich tiefenscharfe psychologische Studie ist. Aus Premieren-Nervosität wohl haben sich die engagierten Schauspielerinnen am Mittwoch (16.10.) oft im Text verhaspelt. Dessen ungeachtet, Faxe und Faxen: Das Kleine Theater hat mit „Eifersucht“ einen prädestinierten Unterhaltungs-Dauerbrenner im Angebot.

Die nächsten Aufführungen: 20. und 26. Oktober, 10. November – www.kleinestheater.at
Bilder: Kleines Theater

 

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