asdf
 

Für die Winzlinge maßgeschneidert

TOIHAUS / FESTIVAL „BIM BAM 2013“

07/02/13 „Wir machen nicht 150 Vorstellungen in vier Tagen, das ginge mit unseren Absichten nicht zusammen“, sagte Helga Gruber. Zum vierten Mal veranstaltet sie für das Toihaus „Bim Bam“, ein internationales Theaterfestival für Klein(st)kinder.

Von Reinhard Kriechbaum

Von 17. Februar bis 16. März wird „Bim Bam“ diesmal dauern. Vier Wochen, also tatsächlich viel Freiraum. Hektik wäre ja das Schlimmste. Klein(st)kinder: Den Anspruch löst man tatsächlich wieder ein. Die Gruppe Åben Dans aus Dänemark wird mit „Noch einmal / Igen“ ein Tanztheater zeigen, das schon für Kinder ab sechs Monaten eine erste Theater-Impression verspricht. „So Kleine hatten wir noch nie“, sagt Helga Gruber, „höchstens als begleitende Geschwister.“ Aber die dänische Produktion ist angeblich tatsächlich für die Winzlinge maßgeschneidert. Für ein anderes Baby-Tanzstück hat Åben Dans schon einen einschlägigen Theaterpreis eingeheimst.

Spezialisten werden also wieder am Werk sein. Diesmal hat man sich vorgenommen, Ensembles vorwiegend aus Ländern einzuladen, die beim „Bim Bam“-Festival, das im Zwei-Jahre-Rhythmus stattfindet, noch nicht zum Zug gekommen sind. Aus Frankreich zum Beispiel die Compagnie ACTA: „Im Körper / En Corps“ ist angeregt von der Zirkuswelt, vom Stierkampf, „ein lebhaftes Stück über die Beziehung und Kämpfe zwischen Mensch und Tier und deren Auswirkungen auf das zwischenmenschliche Leben“, heißt es. Es wird wahrscheinlich kein Tier – und hoffentlich auch kein Kind – leiden müssen.

Gemeinsam mit einer weiteren Gruppe aus Frankreich, „Tà Pánta Rhei“, bringt das Toihaus selbst ein neues Stück heraus. „Metamorphose / Nemomyi“ soll für Kinder ab drei Jahren geeignet sein, es geht „um den ewigen Kreislauf des Lebens“, verspricht man, und weiter: „Im ständigen Wandel der Zeit und im stetigen Wandel der Natur modelliert sich die Welt selbst und immer neu. Bis ein Baum aus dem Boden wächst und die Welt sich um ihn schart.“

Aus solchen Stücktiteln und Beschreibungen sieht man schon: „Bim Bam“ zielt auf Anspruch, Herausforderung und genuine Theatersprachen. Die Produktionen seien „keine fortgeschriebenen Kindergartenstunden“, beschreibt es Helga Gruber. Bei der Organisation von „Bim Bam“ kann sie auf  das EU-geförderte internationale Netzwerk „small size“ zurückgreifen. Das Toihaus lukriert für „Bim Bam“ EU-Gelder in der Höhe von 70.000 Euro und einige Sachleistungen für die vernetzte Theaterarbeit. Geld, das der eigenen Profilierung im Bereich Klein(st)kindertheater zugute kommt.

Rund 2.600 Kinder habe man mit dem Festival vor zwei Jahren erreicht. Das ist viel, weil es geht ja um viele, viele Einzelproduktionen und Aufführungen. „Es gibt niemanden, der für sechshundert Kleinstkinder spielt“, erklärt Toihaus-Leiterin Myrto Dimitriadou. Überschaubar muss diese Form des Theaters sein. Und gar nicht unwesentlich: Das Kindertheater müsse auch die Eltern ansprechen, die Poesie auch ihnen die Herzen öffnen. Das mache viel aus, wissen die Organisatorinnen aus Erfahrung, schließlich orientieren sich die Kinder an den Eltern.

Was kommt noch? „Ha Dede“ heißt eine Koproduktion einer Kindertheatergruppe aus Antwerpen (De Spiegel) und einer aus dem ungarischen Veszprem (Bábszínház). Es ist eine Musikperformance mit eckigen und runden Figuren, die nicht so ohne weiteres zueinander passen wollen. Schon Einjährige will man damit ansprechen.

Das Sagohuset Theater aus Lund (Schweden) setzt „MAX“ um, in ein Tanztheater für Ein- bis Dreijährige. „MAX“ ist eine in Schweden äußerst populäre Bilderbuchreihe von einer gewissen Barbro Lindgren, die aber mit der berühmteren Astrid nicht verwandt ist. Aus Deutschland kommt das Helios Theater, das für Kinder ab zwei Jahren das Stück „Ha zwei Oohh!“ zeigt. Es geht um Wasser, dürfte also eine Art Plantsch-Theater werden.

Das Toihaus selbst bringt seine Kinderproduktionen „Hin und her“, „Blubb!“ und „Im Rundherum“ ins Festival ein. Für die ganze Familie soll das „Soundpainting“ taugen, der Beschreibung nach eine Art musikalische Früherziehung im Theater. Was man da erfährt, kann man angeblich daheim, bei Festen und Feiern in der Familie, auch praktisch anwenden und weiterspinnen.

Die Kunstbox Seekirchen und der Kulturvereoin Schloss Goldegg sind „Bim Bam“-Partner im Land, auch Institutionen in Traunstein und Traunreuth ziehen mit. Man arbeitet auch mit dem Lehártheater Bad Isch zusammen und mit dem Internationalen Welser Figurentheaterfestival. Die Compagnie ACTA wandert nach den „Bim Bam“-Auftritten weiter nach Wien und eröffnet dort das Festival „Szene bunte Wähne“.

Man ist offensichtlich wirklich gut vernetzt, aber mit dem Zuschnitt auf Klei(st)kindertheater steht das Salzburger Festival nach wie vor allein auf weiter Flur da.

„Bim Bam 2013“, Internationales Theaterfestival für Klein(st)kinder von 17.2. bis 16.3. - http://toihaus.at/festival-bim-bam-2013.html
Bilder: Toihaus

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014