Kindertheater mit Schatz-Charakter
OVAL / LANDESTHEATER / KINDERSTÜCK
03/02/13 Sie wohnen in einem illustren Häuschen in der Nähe eines Baches. Der kleine Bär angelt und der kleine Tiger brät dann den Fisch – beste Freunde sind sie und ein eingespieltes Team. „Komm, wir finden einen Schatz“, eine Geschichte über Freundschaft und die Suche nach Glück, im Europark-Oval.
Von Ursula Trojan
Eines Tages ist jedoch alles anders: Kein Fisch beißt! Im ersten Moment sind Verzweiflung – und Hunger – groß. Nun, man behilft sich mit Karfiol aus dem Garten. Aber ist das auf Dauer eine Lösung? Geld müsste man haben, dann könnte man Fisch kaufen. Und ein Schlauchboot gleich dazu, und Pelzstiefel und… Das Beste wäre, wenn man gleich einen Schatz fände. Das wäre wohl das größte Glück auf, nein, erst Mal unter der Erde.
In der Reihe „Junges Land“ brachte das Landestheater das kleine, große Abenteuer des beliebten Kinderbuchautors und Illustrators Janosch auf die Bühne im Oval. Drei Schauspieler schlüpfen in die Rollen von Bär, Tiger, Erzähler und andere Figuren. Auch beim stets präsenten Musiker gibt es viel zu schauen: Adrian Sieber tanzt immer wieder mit einem neuen Instrument an und bereichert auf diese Weise nicht nur mit „normalen“ Liedern die lebhaften Geschehnisse. Das Eisengestell, das erst als Haus und dann als Schiff dient, erinnert irgendwie an ein Stockbett, das Treiben der beiden Tiere an kreativ-ausgelassenes Spiel im Kinderzimmer.
Elisabeth Halikiopoulos als Tiger und Tim Oberließen als Bär agieren in dieser bezaubernden Inszenierung von Agnese Cornelio goldrichtig. Egal, ob sie behände klettern oder sich lustig balgen – sie scheinen wirklich einem Bilderbuch entwischt zu sein. Axel Meinhardt führt als Erzähler durch die Handlung. Er erntet als elegantes Huhn, gemütlicher Maulwurf oder fantasievoller Reise-Esel Lacherfolge beim jungen Publikum. Seine Requisiten führt er in einem Einkaufswagerl mit sich und verwendet sie zum Teil vielseitig. So kann er durch die Flüstertüte nicht nur sprechen, sondern auch Land sichten…
Ein einziger Wermutstropfen bleibt allerdings etwas beklemmend hängen und das ist der unsensible Umgang mit Brot. Die Idee, die lange Baguette-Stange aus der Frankreich-Szene in weiteren, zerkrümelten Formen anzuwenden, mag ja kreativ anmuten. Gerade weil dieses Stück aber so zum Nachahmen daheim verlockt, wäre eine andere Lösung wertschätzender gewesen. Man könnte nun einwerfen, Bär und Tiger seien ja (wilde) Tiere, doch es geht allein um undurchdachte Darstellung.
Die beiden Suchenden stoßen auf ihrer weltweiten Schatzsuche dann doch noch auf Gold. Zu Geld gemacht, zerrinnt ihnen dieses allerdings recht rasch und unverschuldet wieder zwischen den Pfoten! Nach kurzen Turbulenzen und Differenzen machen sie jedoch eine erstaunliche Entdeckung, nämlich dass einer des anderen Schatz sein kann.
Am Ende der einstündigen Vorstellung gab es begeisterten Schlussapplaus, Jubel und Trampeln. Wie sehr Bär und Tiger vom jungen Publikum ins Herz geschlossen wurden, zeigten die verzweifelten Tränen eines kleinen Sitznachbarn, der den beiden bitterlich nachweinte.