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Daniels (All-)Tag

SCHAUSPIELHAUS / WARTERAUM ZUKUNFT

27/05/11 Bonjour tristesse: Der Alltag ist so grau wie die Anzüge, die Daniel und seine Arbeitskollegen tragen. Daniel ist eine Büro-Pflanze ohne Blüte. - „Warteraum Zukunft“ von Oliver Kluck als Österreichische Erstaufführung im Schauspielhaus.

Von Reinhard Kriechbaum

Es beginnt damit, dass Daniel viele, viele Kilometer fahren muss, um an seine Arbeitsstätte zu kommen. Dort wartet ein Büro, ein Computer (auf dem er aber bald ein Schachprogramm aufruft). Mit Arbeit hält Daniel es nicht so, da leidet er zu sehr an ihr. Er jammert. Und jammert. Und jammert.

Oliver Kluck ist ein deutscher Autor, knapp über dreißig, Kleist-Förderpreisträger und auch sonst gut unterwegs in der Branche. Er hat die gerade so hoch gehandelten Fosses und Schimmelpfennigs und wie sie alle heißen inhaliert und stellt sich selbst auch gar nicht ungeschickt an als Textmontierer. „Warteraum Zukunft“ zum Beispiel lebt davon, dass knappe, banale Dialoge kombiniert werden mit ein wenig artifiziellen, jedenfalls: stilistisch geschraubten  Textabschnitten.

Das kommt gut an und gibt Distanz des Autors zum Thema vor.  Was will Kluck uns eigentlich mitteilen? Er ist so weit weg vom eigenen Stoff, dass doch nur mehr oder weniger geschickt kaschierte Allerweltsbeobachtungen und Platitüden übrig bleiben. Immerhin: Oliver Kluck darf damit rechnen, dass sich viele Theaterbesucher wiederfinden in dem Stück und vielleicht sogar aufatmen: Gottlob, mir geht’s ein kleines Stück besser im Büro.

Das Bummerl bleibt bei den Theaterleuten, und die machen im Schauspielhaus viel aus dem papierenen Text. Regisseurin Caroline Richards lässt Christiane Warnecke und Thomas Pfertner in unterschiedlichste Rollen schlüpfen. Perücken, ein grünes Ohrenband, ein rotes Kleid machen aus den Bürokollegen – ebenfalls tristen Schattenwesen – farbige Gegenspieler. Der Chef tritt gar als doppelköpfiges Monster auf. Sarah Haas hat einen drehbaren Halb-Kubus mit Fensterglas und Rollos geschaffen. Da lassen sich blitzschnell neue Räume imaginieren, so schnell, wie die Protagonisten in neue Rollen schlüpfen. Das ist bestens synchronisiert und lässt manche Klischee-Leerläufe vergessen.

Originell auch, den Live-Elektroniker Axel Müller als stummen Diener in eine mobile Glasbox zu setzen. So ist er Mitspieler und Klangdesigner zugleich. Auch die Musik trägt an dem Abend gut über die Text-Blankstellen hinweg.

Oliver Hildebrand ist Daniel, ein sympathischer, Mitleid erregender Schreibtisch-Kümmerling. Ein halbes Stück lang hat er den Termin beim Chef vor sich (er rechnet mit Beförderung). In der zweiten Hälfte hat er ihn hinter sich, der Frust ist einzementiert. Befördert soll Daniel nämlich nach Rumänien werden, als Leiter einer „Engeneering-Abteilung“. Und die kesse Kollegin am Kopierer kriegt er auch nicht. So kann‘s einem heutigen Werther gehen, zwischen Aktenvernichter und Kaffeeautomat.

Aufführungen bis 22. Juni - www.schauspielhaus-salzburg.at
Bilder: Schauspielhaus Salzburg / Eva-Maria Griese

 

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